Soziale Landwirtschaft in der Hochschullehre

Martin Nobelmann

Vom 9. bis 12. April 2018 trafen sich die Partner eines neuen Erasmus+ Projektes in Eberswalde. Ziel des Projektes ist die gemeinsame Erarbeitung von Bildungsangeboten zum Thema Soziale Landwirtschaft auf Hochschulebene.

Das Förderprogramm Erasmus+ der Europäischen Union unterstützt nicht nur die individuelle Mobilität von Student*innen und Mitarbeiter*innen der Hochschulen, sondern auch Kooperationsprojekte im Hochschulbereich, deren Aktivitäten die Entwicklung, das Erproben oder die Implementierung innovativer Praxis unterstützen.

Ein solches Vorhaben ist das Projekt Social Farming in Higher Education (SoFarEDU), das im Herbst 2017 als eines von 17 Projekten ausgewählt wurde, die von einer deutschen Partnereinrichtung koordiniert werden. Im Fall von SoFarEDU hat das Thüringer Ökoherz e.V. den Anstoß gegeben und die Koordinierungsfunktion übernommen. Weitere Projektpartner sind die Szent Istvan Universität in Ungarn, die JABOK Akademie und die Universität von Südböhmen in Tschechien, die Hochschule für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in Norwegen, die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik in Österreich sowie die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE). Die beteiligten Einrichtungen unterscheiden sich in ihrer fachlichen Ausrichtung und haben entweder einen sozialpädagogischen oder einen landwirtschaftlichen Fokus. Was sie verbindet, ist, dass das Thema „Soziale Landwirtschaft“ und die Nachfrage nach Bildungsangeboten zu diesem Thema an ihren Einrichtungen in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat.

Die beteiligten Hochschulen möchten dieses Projekt nutzen, um bestehende Angebote zur Sozialen Landwirtschaft zu ergänzen oder auch neue Angebote zu entwickeln. Die Vorstellungen reichen dabei von einzelnen Modulen/Kursen, über berufsbegleitende Zertifikatsprogramme, bis hin zu Bachelor- oder Masterprogrammen. Ziel ist es, Lehre und Lerninhalte zwischen den Projektpartnern abzustimmen und vergleichbar zu gestalten. Dazu wird zunächst einmal analysiert, was Soziale Landwirtschaft in den beteiligten Ländern eigentlich ausmacht: Wer sind die Anbieter*innen und die Klient*innen, wie ist sie rechtlich und finanziell verankert, welche Berufsgruppen und Qualifikationen sind relevant und welche Kompetenzen werden benötigt, um Soziale Landwirtschaft erfolgreich zu betreiben.

Im nächsten Schritt soll ein Curriculum entwickelt werden, das auf dem für den nicht-akademischen Bereich entwickelten Curriculum aufbaut, welches vor einigen Jahren im MAIE (Multifunctional Agriculture in Europe) Projekt entstanden ist. Anschließend folgen Modulbeschreibungen mit Lernzielen und –inhalten, sowie die ausführliche Darstellung ausgewählter Module mit Hinweisen zu Lehrmethoden und –materialien, die als Muster für den Unterricht dienen können. Vor Projektende im Sommer 2020 werden die Ergebnisse in einem Pilotkurs an der Universität Südböhmen getestet.

Das Treffen in Eberswalde war die zweite Zusammenkunft aller Projektpartner. Inhaltlich ging es um den Austausch und die Abstimmung zu den ersten Arbeitsschritten. Die HNEE stellte ihre Angebote im Bereich Soziale Landwirtschaft vor, die aus einem Modul im Rahmen des Bachelorstudiengangs „Ökolandbau und Vermarktung“ und einem berufsbegleitenden Hochschulzertifikat bestehen. Außerdem wurde die Gelegenheit genutzt, um bei kleinen Exkursionen Betriebe aus dem Umfeld der Sozialen Landwirtschaft „vor Ort“ kennenzulernen. Dazu ging es auf den Ökohof Kuhhorst im Havelland und in die Molkerei der Hoffnungstaler Werkstätten in Lobetal, die insbesondere mit ihrem Joghurt überregional auf sich aufmerksam gemacht hat.

Ansprechpartner*innen für das Projekt SoFarEDU in Deutschland sind die Koordinatorin Claudia Schneider (Thüringer Ökoherz e.V., Tel. 03643-4953088, c.schneideroekoherz.de) und Martin Nobelmann (HNEE, Tel. 03334-657358, martin.nobelmannhnee.de).

 

Der Bericht kann hier heruntergeladen werden.