SoFar

Informationen zum Projekt SoFar (Social Farming) finden Sie hier.

Soziale Landwirtschaft - soziale Leistungen multifunktionaler Höfe

Therapie, Bildung und Beschäftigung als Aufgaben der Landwirtschaft im ländlichen Raum

Überall in Europa erfüllt Landwirtschaft soziale Aufgaben in ländlichen Räumen. „Soziale Landwirtschaft“ ist mehr: Höfe binden therapiebedürftige und sozial benachteiligte Menschen (mit psychischen, geistigen oder körperlichen Behinderungen, Drogenrehabilitation, Langzeitarbeitslose, Emigranten, ehemalige Straffällige, Jugendliche, alte Menschen als aktive Ruheständler) zum Zweck der Rehabilitation in Arbeitsprozesse der Landwirtschaft ein, und Schul- und Kindergartenbauernhöfe machen Kindern die Rhythmen der Landwirtschaft erlebbar. Die klassischen Wirtschaftsbereiche Pflanzen- und Tierproduktion werden um pädagogisch bzw. therapeutisch wirksame Arbeitsfelder erweitert.

Die Multifunktionalität der Landwirtschaft

Sozialer Landbau ist eine Perspektive multifunktional verstandener Landwirtschaft. Hauptprodukte dieser Betriebe sind nicht Verkaufsfrüchte, sondern „Gesundheit“ und Beschäftigung – der Landbau als Möglichkeit, Menschen an den vielfältigen Tages- und Jahresrhythmen teilhaben zu lassen, in Gartenarbeit oder der Arbeit mit landwirtschaftlichen Nutztieren. Besonders geeignet sind Betriebe mit übersichtlicher Struktur und vielfältigen Aufgabenbereichen, in denen die integrierten Menschen selbständig arbeiten, lernen und wachsen können. Diese Voraussetzungen bieten Gemischtbetriebe mit passender Sozialstruktur, die ihre Produkte selbst verarbeiten oder direkt vermarkten. Dies ist bei ökologisch wirtschaftenden Betrieben oft der Fall, die daher prädestiniert sind.

„SoFar“ war ein länderübergreifendes Projekt, das die Verbreitung und Entwicklung Sozialer Landwirtschaft in Europa unterstützen möchte. Es wurde von der EU im Rahmen des

„6. Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung“ gefördert. Das Projekt begann im Mai 2006 und endete (nach „kostenneutraler Verängerung“) im Januar 2009.

Weitere Informationen unter „Das Europäische SoFar- Projekt“.

Es geht weiter: Neues Projekt bewilligt

Am 15.12.2008 hat ein neues Forschungsprojekt begonnen, gefördert von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und in Trägerschaft von Petrarca, Europäische Akademie für Landschaftskultur Deutschland e.V.: „Soziale Landwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland“. Außer Thomas van Elsen arbeiten Marie Kalisch und Anne Jaenichen als Projektmitarbeiterinnen und der Sozialwissenschaftler Alfons Limbrunner von der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg als Kooperationspartner mit.

Das neue Projektteam (v.l.n.r.): Thomas van Elsen, Anne Jaenichen, Marie Kalisch, Alfons Limbrunner

Soziale Landwirtschaft in Europa

Unser Ausgangspunkt

Schon immer existieren in allen ländlichen Gebieten Europas Formen gesellschaftlicher Solidarität, gegenseitiger Hilfe und sozialer Integration. Teilweise lässt sich von „sozialer“ oder „pflegender“ Landwirtschaft sprechen, die zur Wiedereingliederung benachteiligter, der Pflege und/oder der Integration von Menschen mit geringer Belastbarkeit (z.B. psychisch-physisch Beeinträchtigte, Menschen in Strafvollzug, Drogenabhängige, geistig Behinderte, Emigranten) beiträgt.

Integration und Therapie

Damit ermöglicht Soziale Landwirtschaft die Integration benachteiligter Personen in lebendige Zusammenhänge, in denen ihre Persönlichkeit geschätzt und Entwicklungspotenziale gefördert werden können. Der Umgang mit und die Beziehung zu den Landwirten, der Kontakt mit Lebewesen – Tieren und Pflanzen – und die Übernahme von Verantwortung im Tun sind einige der Schlüsselfaktoren, durch die Soziale Landwirtschaft eine therapeutische Wirkung entfalten kann.

Ethische Motivation und steigendes Interesse

Überall im ländlichen Europa existieren Beispiele – traditionell geprägte und erst kürzlich entstandene – für die Verzahnung landwirtschaftlicher und sozialer Aktivitäten. Oft beruhen diese Aktivitäten auf ethisch motivierten Einstellungen der Akteure, die damit autonom, individuell und im Verborgenen im Interesse der Gesellschaft handelten. Häufig fehlt Sozialen Landwirtschaften aufgrund dessen der gesetzliche und institutionelle Rahmen, was die die Untersuchung solcher Ansätze zusätzlich erschwert.

Das Phänomen der Sozialen Landwirtschaft erscheint als ein sich entwickelndes, dynamisches Szenario, das zunehmend bei Entscheidungsträgern Beachtung findet und in mehreren Ländern zur Entstehung neuer Strukturen geführt hat. Dies resultiert unter anderem aus einer neuen, überwiegend positiven Wahrnehmung landwirtschaftlicher und ländlicher Ressourcen. Die Bedeutung natürlicher Räume und landwirtschaftlich geprägter Gebiete für das soziale, physische und psychische Wohlbefinden von Menschen stößt (auf verschiedenen Ebenen) auf zunehmendes Interesse. Gesundheitseinrichtungen befürworten alternative Therapieformen, die in soziale Zusammenhänge eingebettet sind.

Alternativen für Landwirte

Ein weiterer Grund, warum Soziale Landwirtschaft zunehmend Beachtung findet, ist dass sie Landwirten neue Perspektiven gibt: Alternative Dienstleistungen anzubieten, das Spektrum ihrer Aktivitäten zu erweitern und zu diversifizieren – und damit auch ihre Rolle in der Gesellschaft. Die Kombination landwirtschaftlicher Tätigkeit mit sozialen Leistungen kann neue Einkommensquellen für Landwirte erschließen, das Bild der Landwirtschaft in der Gesellschaft verbessern und neue Beziehungen zwischen Bewohnern ländlicher und städtischer Gebiete eröffnen.

Vom Flickenteppich zum professionellen Berufsfeld durch Partizipation

In den meisten Ländern und in Europa präsentiert sich Soziale Landwirtschaft nicht als ein organisiertes System, sondern stellt sich als kaum strukturiertes oder organisiertes Flickwerk dar. Oft wird sie von ehrenamtlicher Tätigkeit und spontanen Initiativen getragen, die kaum politisch oder institutionell unterstützt werden. Der Bedarf an einer Erweiterung und Verbesserung des Angebots sozialer Leistungen multifunktionaler Landwirtschaft ist offensichtlich.

Der Aufbau eines übergreifenden „Systems“ für Sozialen Landbau erscheint als ein längerfristiger evolutiver Prozess, der auf den Erfahrungen derjenigen (ländlichen) Akteure aufbauen sollte, die den Weg für die Entwicklungen bis heute geebnet haben.

Bei der Ausweitung und Professionalisierung Sozialer Landwirtschaft sollte der drohende Verlust der originären Werte und Ideale wie Solidarität und Verantwortung vermieden werden, die prägend für viele Pionierprojekte waren. Daher erfordert die Schaffung einer neuen institutionellen Umgebung für den Sozialen Landbau höchste Anstrengungen, die beteiligten Akteure in einen Dialog zu integrieren, durch den eine aktive Partizipation traditioneller und aktueller Akteure sichergestellt wird.

Die Unterschiede Sozialer Landwirtschaft in den europäischen Ländern

Die Situation Sozialer Landwirtschaft unterscheidet sich innerhalb der europäischen Länder deutlich, weil die Gesetzgebung für Gesundheit und Soziales und damit die Organisationsformen der sozialen Hilfe (z.B. Kostenträger, Höhe der Unterstützung, Zentralisierung betreuter Menschen in Heimen und Einrichtungen oder Dezentralisierung durch Integration in Familienbetriebe) sehr unterschiedlich sind.

In ihrer Entstehung unterscheiden sich Bauernhöfe, die (oft nachträglich) einen therapeutischen Arbeitszweig in einen marktwirtschaftlich orientierten Betrieb integriert haben, von therapeutischen Einrichtungen, bei denen die soziale Arbeit im Vordergrund steht und der Landwirtschaftsbetrieb als Betätigungsfeld unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten weniger ins Gewicht fällt. In einigen europäischen Ländern existieren sehr viele Care Farm -Initiativen mit zentraler Organisation und solider staatlicher Unterstützung, während in anderen Ländern bisher nicht vorhandene Pflegesätze keine Anreize für landwirtschaftliche Betriebe bieten. In Deutschland ist die Möglichkeit zur Integration von behinderten Menschen in landwirtschaftliche Betriebe u.a. durch die gesetzlich geregelte Zusammenfassung in zentralen Werkstätten für Behinderte (WfbM) eingeschränkt.

Soziale Landwirtschaft in Deutschland

Aufgaben der Sozialen Landwirtschaft

Soziale Landwirtschaft ist interdisziplinär. In verschiedene sogenannte „Grüne Bereiche“, wie Landwirtschaft, Gartenbau, Landschaftspflege und Naturschutz, werden Menschen mit verschiedenartigem Hilfebedarf oder Bedürfnissen integriert. Ziele dieser Integration können Beschäftigung, Therapie und/oder Pädagogik sein.

Die speziellen Schwierigkeiten bei der Erfassung von Struktur und Verbreitung sozialer Landwirtschaft in Deutschland

Die Erfassung von sozialen Landwirtschaftsprojekten, Initiativen und Strukturen in Deutschland gestaltet sich außerordentlich schwierig. Zum einen ist Deutschland mit 82 Millionen Menschen der bevölkerungsreichste Staat der Europäischen Union und - im Vergleich zu den anderen SoFar- Projektpartnerländern, wie Slowenien, Belgien oder Niederlande - von beachtlicher Größe.

Zum anderen setzt sich das Land aus 16 Bundesländern zusammen, die in den betreffenden Bereichen Landwirtschaft und soziale, therapeutische sowie pädagogische Arbeit jeweils eigene Kompetenzen haben. Die Voraussetzungen und Bedingungen Sozialer Landwirtschaft sind beispielsweise in Brandenburg andere als in Hessen.

Eine entscheidende Aufgabe der Zukunft wird sein, die verschiedenen bestehenden Initiativen, Verbände, Netzwerke und Disziplinen zu vernetzen und ihre Wahrnehmung als gemeinsame Bewegung zu fördern.

"Klientengruppen" der Sozialen Landwirtschaft

Das Spektrum Sozialer Landwirtschaft reicht von landwirtschaftlichen Betrieben und Gärtnereien, die therapiebedürftige und sozial benachteiligte Menschen in Arbeitsprozesse einbinden, bis hin zu Schul- und Kindergartenbauernhöfen, die Kinder bei der Entstehung von Nahrungsmitteln unmittelbar einbeziehen. Soziale Betriebe bieten Perspektiven und Erlebnisfelder für Menschen mit psychischen, geistigen oder körperlichen Behinderungen, Langzeitarbeitslose, Emigranten, ehemalige Straffällige oder Menschen mit Suchtproblemen, alte Menschen als aktive Ruheständler, straffällige oder lernschwache Jugendliche und sogar Kinder.

Die sensible Dimension Sozialer Landwirtschaft

Die Idee der Sozialen Landwirtschaft als Arbeit und Beschäftigung für „gesellschaftliche Randgruppen“ kann auch negative Assoziationen auslösen. Besonders die Diskussion um Arbeit auf Höfen für Menschen mit Behinderung und die „heilsame Wirkung der Arbeit“ ist vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit sehr sensibel.

Es geht bei der Sozialen Landwirtschaft nicht darum, dass man „Jemanden findet, der die Arbeit macht“. Die landwirtschaftliche Arbeit kann für manche Menschen sehr geeignet sein, weil sie an frischer Luft stattfindet und mit viel Bewegung verbunden ist. Der landwirtschaftliche Betrieb ist aber nicht nur Produktionsstätte für Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe, sondern er wird zum Lern-, Erfahrungs-, Therapie- und Wohnort, zum Arbeitsplatz, zum Ort der sozialen Begegnung und Kultur – und zwar dadurch, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, in denen individuelle Erfahrungen möglich sind.

Das Europäische SoFar- Projekt

Soziale Landwirtschaft ...Pflege der Natur

SoFar“ war ein länderübergreifendes Projekt, das die Verbreitung und Entwicklung Sozialer Landwirtschaft in Europa unterstützen möchte.

Es wurde von der EU im Rahmen des „6. Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung“ gefördert. Das Projekt begann im Mai 2006 und hatte eine Laufzeit von 30 Monaten.

Deutscher Projektpartner war das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL e.V.) in Witzenhausen.

Von besonderem Interesse im Projekt waren Möglichkeiten und Ansätze, durch Soziale Landwirtschaft Arbeiten zur Entwicklung von Natur und Kulturlandschaft umzusetzen.

So Far steht für „social farming“, Sozialer Landbau. Der vollständige Titel des Projektes lautet „Social Services in Multifunctional Farms“ – „Soziale Landwirtschaft - soziale Leistungen multifunktionaler Höfe

So Far wurde von der EU im Rahmen des 6. Rahmenprogramms für Forschung und technologische Entwicklung“- 8.1.B.1.1 „Modernisierung und Nachhaltigkeit der Land- und Forstwirtschaft, einschließlich ihrer multifunktionalen Rolle, um so die nachhaltige Entwicklung und Förderung des ländlichen Raums sicherzustellen“ gefördert.

Koordiniert wurde das Projekt von der

Universität Pisa,

Fachgebiet Tierproduktion,

Prof. Francesco Di Iacovo,

francovo(at)vet.unipi.it

Ziele und Inhalte

Übergreifende Projektziele waren, die institutionellen Rahmenbedingungen für Soziale Landwirtschaft und den Austausch zwischen Forschung und Praxis zu verbessern und Erfahrungen aus verschiedenen europäischen Ländern näher zusammenzubringen. Bestehende Initiativen und Herangehensweisen sind recherchiert, verglichen und koordiniert worden.

Weiterhin sollte ein Forum für das Thema geschaffen werden, um wichtige Entscheidungsträger und Menschen zusammenzubringen, die die zukünftige Politik auf regionaler und europäischer Ebene gestalten.

Die Ziele im Einzelnen

Eine Bestandsaufnahme der Ist-Situation

  • Bestandsaufnahme unterschiedlicher Formen und Praxisansätze Sozialer Landwirtschaft
  • Abschätzung der therapeutischen Auswirkungen der in soziale Zusammenhänge eingebundenen landwirtschaftlichen (bzw. gärtnerischen) Therapie

Der Vergleich und Austausch:

  • über Konzepte und Fachbegriffe
  • über Umsetzungsstrategien
  • über Möglichkeiten der Unterstützung

Die Förderung

  • von Netzwerkarbeit und Koordination zwischen Praxisbetrieben und Forschung
  • der Veröffentlichung und Verbreitung von Erfahrungen und Projektergebnissen
  • der öffentlichen Wahrnehmung und Sichtbarkeit Sozialer Landwirtschaft

Der Entwurf innovativer Strategien auf regionaler, Landes- und europäischer Ebene

Sammlung methodischer Erfahrungen zur Entwicklung partizipativer Forschung als geeignete Methode zur wissenschaftlichen Unterstützung politischer Entscheidungen

Soziale Landwirtschaft – eine neue Perspektive für Natur und Kulturlandschaft

Sozialer Landbau ist eine Perspektive multifunktional verstandener Landwirtschaft. Das FiBL Deutschland (Standort Witzenhausen) untersucht im Projekt SoFar die Schnittmenge „Sozialer Landbau – Natur- und Kulturlandschaftsentwicklung“: Welche Möglichkeiten und Ansätze gibt es, durch Soziale Landwirtschaft Arbeiten zur Entwicklung von Natur und Kulturlandschaft umzusetzen?

Eine vielfältige Kulturlandschaft entsteht heute auch bei ökologischer Bewirtschaftung nur noch dann, wenn sie bewusst gewollt wird, wenn Landschaftsentwicklung in das Ziel der Landbewirtschaftung integriert wird. In der Studie „Praxisansätze und Naturschutzpotenziale auf Höfen des Ökologischen Landbaus zur Entwicklung von Kulturlandschaft“ im Auftrag des deutschen Bundesamtes für Naturschutz (van Elsen et al. 2003) wurden 16 ausgewählte Biobetriebe untersucht, deren Bewirtschaftern die Entwicklung ihrer Kulturlandschaft und die Integration von Naturschutzzielen explizite Anliegen sind. Der klassische Familienbetrieb war dabei die Ausnahme, die meisten Betriebe verfolgen zusätzlich soziale Anliegen.

Mit der Unterstützung helfender Hände und zusätzlichem Einkommen durch Pflegesätze und dadurch reduziertem Zwang der Wirtschaftlichkeit können sich Freiräume eröffnen, ökologische Aufgaben aufzugreifen und Natur und Landschaft auf den betriebseigenen Flächen weiter zu entwickeln: Die Pflanzung, Pflege und Beerntung von Gehölzen und die Verarbeitung der Früchte, das Sägen von Feuerholz und die Gewinnung von Laubheu, der Bau und die Betreuung von Nisthilfen für Vögel und Insekten bis hin zur Mahd von Wiesen und der Pflege von Teichen und Bachläufen sind mögliche Aufgabenfelder, in denen integrierte Menschen entsprechend ihrer Fähigkeiten tätig werden können.

In dem Projekt SoFar werden Hofbeispiele mit gelungenen Konzepten und Ideen zur Verknüpfung sozialer Arbeit mit der Arbeit in der Landschaft untersucht und dokumentiert (vgl. van Elsen et al. 2006).

Literatur

van Elsen, T., Köppl, K., Kalisch, M. (2006): Soziale Landwirtschaft. Eine Perspektive für Natur und Kulturlandschaft. - Ökologie & Landbau 139 (3): 22-24, Bad Dürkheim.

Download unter Publikationen

van Elsen, T., Röhrig, P., Kulessa, V., Schreck, C., Heß, J. (2003): Praxisansätze und Naturschutzpotenziale auf Höfen des Ökologischen Landbaus zur Entwicklung von Kulturlandschaft. - Angewandte Landschaftsökologie 60, Bonn, 359 S.

Arbeitsplan

Bestandsaufnahme und Situationsanalyse

In der ersten Projektphase bis zum achten Monat fand eine Bestandsaufnahme und Grundlagenerhebung statt, die Grundlagen für die folgenden Aktivitäten geliefert hat. Durch eine Bestandsaufnahme in den europäischen Ländern und die Auswertung von Literatur sowie Umfragen auf landwirtschaftlichen Betrieben, die soziale Leistungen erbringen, wurde eine Übersicht über Institutionen und Akteure erstellt (1. Meilenstein).

Strategie-Foren auf Länder- bzw. regionaler Ebene

In der zweiten Projektphase vom 8. bis 16. Monat wurde innerhalb der Länder in Strategie-Foren der Austausch von Forschern, politischen Entscheidungsträgern und Praktikern gefördert. Die partizipative Arbeit an Strategien zur Weiterentwicklung Sozialer Landwirtschaft stand im Mittelpunkt. Die Erstellung einer SWOT Analyse (Gegenüberstellung der Stärken und Schwächen, sowie der Chancen und Risiken) und Empfehlungen für Innovationsstrategien wurden durch Netzwerkarbeit, Fallstudien und die Veranstaltung einer Tagung ermöglicht (2. Meilenstein).

Europäische Strategie-Foren

In der dritten Projektphase vom 16. bis 24. Monat wurden die Ergebnisse auf europäischer Ebene ausgetauscht und eine länderübergreifende Innovationsstrategie entwickelt. Die europäischen Strategie-Foren knüpften inhaltlich und methodisch an die vorangegangenen Aktivitäten auf Länderebene an (3. Meilenstein).

Kommunikation und Verbreitung

Die letzte Phase des Projektes in den Monaten 24 bis 30 diente der Verbreitung der Projektergebnisse, insbesondere durch eine Buchpublikation und die Erstellung einer audio-visuellen Dokumentation als DVD, die Ergebnis der partizipativen Foto-Arbeit ist (4. Meilenstein).

Projektpartner

SoFar wurde getragen durch mehrere europäische Organisationen und umfasste ca. 20 Wissenschaftler aus Italien, den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Frankreich, Slovenien und Irland.

  • Uni Pisa (Italien) - Universität Pisa, Fachgebiet Tierproduktion
  • PRI (Niederlande) - Universität Wageningen, Plant Research International 
  • FiBL (Deutschland) - Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Standort Witzenhausen
  • UGent (Belgien) - Universität Gent, Fachgebiet Agrarökonomie
  • Qap (France) - QAP Decisions, Grenoble
  • Ulbfa (Slovenien) - Universität Lubljana, Fachgebiet Agronomie
  • UCD (Ireland) - Universität Dublin, Fachgebiet Ländliche Entwicklung
  • Arsia Toscana (Italy) - Tuscany Regional Agency for Development and Innovation in Agriculture

Erwartete Ergebnisse

Bestandsaufnahme

Monat 8: Übersicht über existierende Projekte, Institutionen und Netzwerke zur Sozialen Landwirtschaft und ihrer Charakteristika in den beteiligten Ländern und Regionen sowie weiterer europäischer Länder.

Übersicht über Institutionen und Akteure

Monat 8: Kontaktadressen von Akteuren, bestehenden Netzwerken und Institutionen zur Sozialen Landwirtschaft in den beteiligten Ländern und Regionen sowie weiterer europäischer Länder.

Stärken und Schwächen-Analyse (SWOT)

Monat 16: Bewertung auf Grundlage der partizipativen Foren auf regionaler und Länderebene.

Innovationsstrategie auf regionaler und Länderebene

Monat 16: Erarbeitung innovativer Strategien zur Verbesserung der Organisationsstruktur als Ergebnis der Zusammenarbeit von Forschern und verschiedenen Akteuren Sozialer Landwirtschaft auf regionaler und Länderebene.

Innovationsstrategie auf EU-Ebene

Monat 24: Erarbeitung von Strategien zur Verbesserung der Organisationsstruktur als Ergebnis der Zusammenarbeit von Forschern und verschiedenen Akteuren sozialer Landwirtschaft auf europäischer Ebene.

Erarbeitung sachgemäßer Methodik

Monat 30: Bericht über methodische Aspekte und Erfahrungen aus der partizipativen Arbeit in den Foren.

Dokumentation der weiteren Entwicklung

Monat 24: Modell zur Dokumentation der künftigen Entwicklung sozialer Landwirtschaft in Europa.

Buchpublikation und audio-visuelle Dokumentation

Monat 30: Die Herausgabe eines Buches und einer DVD machen die wichtigsten Ergebnisse des SoFar- Projektes einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

Erstes Strategieforum Soziale Landwirtschaft am Freitag, dem 11. Mai 2007 in Kassel

Worum ging es bei dem Strategie-Forum?

Bei dem ersten nationalen Strategieforum , das am Freitag, dem 11. Mai 2007 ganztags in Kassel stattfand, trafen sich 22 eingeladene Experten aus ganz Deutschland, um ihre Erfahrungen mit Sozialer Landwirtschaft, ihre Sichtweisen, Handlungsfelder, spezifische Probleme und Visionen auszutauschen.

Diagnose: Wo steht Soziale Landwirtschaft in Deutschland?

Wo liegen die speziellen Probleme und Vorteile aus Sicht der verschiedenen Experten, welche Entwicklungstendenzen und Schwierigkeiten gibt es aktuell (z.B. ökonomischer Druck, gesetzliche Rahmenbedingungen, Struktur- und Förder-Situation)? Welche Defizite bestehen in der Aus- und Weiterbildung? Wie kann Soziale Landwirtschaft den ihr gebührenden Stellenwert in der Zieldiskussion um eine multifunktionale Landnutzung erhalten?

Visionen für die Soziale Landwirtschaft und konkrete Schritte

Aufbauend auf diese Diagnose arbeiteten die Teilnehmer in Kleingruppen an Visionen: Welche Potenziale und Perspektiven hat Soziale Landwirtschaft in Deutschland? Welche bisher unausgeschöpften Potenziale bzgl. möglicher Klientengruppen (etwa Aussiedler, Asylanten, Obdachlose) gibt es in der Sozialen Landwirtschaft? Ergeben sich aus dem sozialen Ansatz weitere Potenziale, z.B. für die Entwicklung von Kulturlandschaft und ihrer Artenvielfalt oder für die Entwicklung ländlicher Räume? Welche Chancen und Hindernisse bieten die sich ändernden Rahmenbedingungen?

In der dritten Phase wurden konkrete Schritte zur weiteren Entwicklung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland diskutiert und geplant. Im Rahmen bereits bestehender Netzwerke, etwa von „Grünen Bereichen“ der Werkstätten für behinderte Menschen und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Schuldbauernhöfe, finden Weiterbildungsveranstaltungen statt, und am Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Witzenhausen ist eine übergreifende Tagung zum Thema Soziale Landwirtschaft in Planung. Das SoFar- Projekt wird durch einen Newsletter die Netzwerkarbeit fördern und Ergebnisse des Kasseler Forums in ein Folgeforum auf europäischer Ebene einbringen.

Zweites deutsches Strategieforum Soziale Landwirtschaft am Dienstag, dem 29. April 2008 in Kassel

Hintergrund

Nachdem auf dem ersten Strategieforum am 11. Mai 2007 in Kassel der Grundstein gelegt wurde für einen partizipativen Austauschprozess darüber, was Soziale Landwirtschaft in Deutschland ist (Diagnose), werden könnte (Vision) und welche nächsten Schritte dafür anstehen (Strategie), wurden dessen Ergebnisse in das erste europäische Treffen in Brüssel eingebracht, auf dem alle sieben Projektländer die Situationen ihrer Sozialen Landwirtschaft schilderten.

Was geschah auf dem 2. Strategie- Forum?

Das zweite deutsche Strategie-Forum fand am Dienstag, den 29. April 2008 von 9:30 Uhr – 16:30 Uhr in Kassel-Wilhelmshöhe statt. Eingeladen wurden Vertreter und interessierte Teilnehmer aus den Bereichen Medizin, Therapie und Heilung (Heilpädagogen, Psychologen), Landwirtschaft und Gartenbau bis zur Sozialen Arbeit (Sozialpädagogik, Sozialtherapie, ...), aus Praxis, Wissenschaft, Politik sowie Vertreter der Wohlfahrts- und Selbsthilfeverbände.

In den 2. nationalen Strategieforen sollte es nicht mehr nur um den Status quo Sozialer Landwirtschaft in Deutschland gehen, sondern darum, Aspekte aus Deutschland für die Diskussion auf europäischer Ebene zu entwickeln. Anschließend werden die Ergebnisse aus den einzelnen nationalen Foren wiederum in Brüssel zusammengetragen: Eine Chance, gute Ideen direkt von der Praxis in die Politik zu tragen. In dem vorbereitenden eintätigen deutschen Forum in Kassel sollten die Teilnehmer ihre Erfahrungen und politischen Ideen zur Förderung Sozialer Landwirtschaft einbringen und austauschen.

In Vorbereitung auf die Foren stellten die europäischen SoFar- Projektpartner Fragen zu folgenden Themen zusammen:

  1. Politisches Netzwerk auf europäischer Ebene - (Bedeutung, Umsetzung, Aufgaben, Vorteile, Stakeholder und einzubeziehende Verbände, politische Unterstützungsmaßnahmen)
  2. Einbeziehung von Sozialer Landwirtschaft in regionale und europäische Politik - (Welche Strategien und Aktionen gibt es, gab es, welche Erfahrungen liegen vor?)
  3. Wichtige Aktivitäten auf EU- Ebene zur Verbesserung sozialer Betriebe (Betriebsebene) - (Welche Elemente sollten berücksichtigt werden? Wie kann diese Aktivität regionale und länderspezifische Dynamiken unterstützen?)
  4. Europäische Aktivitäten zur Integration Sozialer Landwirtschaft auf Länderebene - (Welche Elemente sollten berücksichtigt werden? Wie kann diese Aktivität regionale und länderspezifische Dynamiken unterstützen?)

Die öffentliche Tagung zum „Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“ vom 26.-28.10.2007 in Witzenhausen

Gut besucht und inhaltsreich

Mehr als 70 Teilnehmer aus ganz Deutschland und vier weiteren Ländern waren am Wochenende vom 26. bis 28. Oktober 2007 in Witzenhausen dem „Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“ auf der Spur.

Auf der an die interessierte Öffentlichkeit gerichtete Tagung kam ein breites Spektrum von Initiativen Sozialer Landwirtschaft zu Wort. Die Referenten der Beiträge informierten über Spektrum und Handlungsfelder Sozialer Landwirtschaft in Deutschland, wie die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, Suchthilfe, Jugendhilfe, Kindergärten auf Höfen sowie Schulbauernhöfe und ihre Entwicklung in Europa.

Die Initiative zu dieser Tagung ist auf dem Strategieforum Soziale Landwirtschaft entstanden, bei dem am 11. Mai 2007 in Kassel 22 eingeladene Experten der Sozialen Landwirtschaft ihre Erfahrungen, Sichtweisen, Handlungsfelder, spezifische Probleme und Visionen austauschten (siehe Strategieforum Kassel).

Was hat es mit dem Mehrwert auf sich?

Die Tagung stand unter dem Motto „Mehrwert“. Dieser aus der Wirtschaft stammende Begriff wurde ein wenig in Bewegung gebracht. Der „Mehrwert“ als der Wert Sozialer Landwirtschaft, der nicht wirtschaftlich oder in Zahlen festgemacht werden kann und ungesehen trotzdem existiert, wie z. B. individuelle Biografien und Entwicklungen, Lebensqualität, Stärken des ländlichen Raums etc.

Vorträge und Diskussionen von und mit Praktikern

Praktiker und Experten berichteten über die Vielfalt verschiedener Aufgabenfelder: Von der Integration von Menschen mit Behinderung auf landwirtschaftlichen Betrieben über Schulbauernhöfe, ein Kindergarten- und Altenwohnprojekt bis hin zu Suchthilfe-Projekten auf dem Bauernhof.

In einem Arbeitsforum am Samstagnachmittag wurden Grundlagen für ein Positionspapier erarbeitet, das sich nach seiner Fertigstellung an Politik, Verwaltung und Gesellschaft richten und Forderungen an politische Entscheidungsträger stellen soll. Gefordert wird die verstärkte Förderung von Ansätzen in der Landwirtschaft, die soziale Wirkungen entfalten, die benachteiligte Menschen integrieren, die sinnvolle Arbeit im ländlichen Raum schaffen. In dem Arbeitsforum arbeiteten die Tagungsteilnehmer an folgenden Fragen:

  • Was bedeutet „soziale“ Landwirtschaft? Was ist ihr „Mehrwert“?
  • Welche „soziale“ Landwirtschaft wollen wir? – Ein spezialisiertes Marktsegment oder eine Perspektive für einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel?
  • Wie steht die Soziale Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen der Wirtschaftlichkeit von Beschäftigung und den optimalen Bedingungen für Therapie und Lebensqualität?
  • Wie kann der Mehrwert Sozialer Landwirtschaft in der Öffentlichkeit kommuniziert und vertreten werden? Wie sind ihre positiven Wirkungen auf Menschen vermittelbar; braucht es professionelle Lobbyarbeit?

Exkursionen zu Sozialen Höfen

Eindrucksvolle Beispiele bekamen die Tagungsteilnehmer auf der ganztägigen Exkursion zu sehen: den Schulbauernhof Hutzelberg in Oberrieden, der seit zehn Jahren Schulklassen, Ferienfreizeiten und weitere Gruppen landwirtschaftliche Nahrungsproduktion und handwerkliche Lebensmittelverarbeitung hautnah erleben lässt.

Das zweite Exkursionsziel war das Hephata Hofgut Richerode bei Jesberg, ein Biolandbetrieb, auf dem mehr als 80 Menschen mit Behinderungen ihren Lebens- und Arbeitsraum finden.

Den Abschluss der Fahrt bildete der Hof Hauser bei Wolfhagen. Hier wohnen Jugendliche im Rahmen der Jugendhilfe und helfen bei der Versorgung der Tiere, der Futtergewinnung und Pflegeaktivitäten rund um das Gelände der Langelmühle mit.

Referate auf der Öffentlichen Tagung „Der Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“ vom 26. bis 28. Oktober 2007

Vorträge am Freitag, den 26.10. 2007: Einführung in das Thema

1.1. Dr. Thomas van Elsen: „Soziale Landwirtschaft“ als Chance multifunktionaler Landbewirtschaftung. Aufbruchstimmung in Europa?

Soziale Landwirtschaft wird europaweit als Zukunftsperspektive diskutiert. Seit April 2004 findet jährlich ein internationales Arbeitstreffen zum Thema Farming for Health statt. Politisch gefordert wird die „Multifunktionalität“ von Landwirtschaft, die nicht nur Verkaufsfrüchte produzieren soll, sondern zum Träger von Aufgaben im ländlichen Raum wird. Aus dieser Arbeitsgemeinschaft (http://www.farmingforhealth.org/) sind zwei Forschungsaktivitäten entstanden, die COST-Action 866 Green Care in Agriculture und das EU-Forschungsprojekt SoFar (Social Farming).

Die COST (Europäische Kooperation im Bereich technologischer und wissenschaftlicher Forschung) -Action 866 Green Care in Agriculture (http://www.umb.no/greencare) ist ein länderübergreifender Rahmen für internationale Zusammenarbeit zwischen national geförderten Forschungsaktivitäten. Hauptanliegen ist, die wissenschaftlichen Grundlagen für die Praxis der Einbeziehung von Green Care in die Landwirtschaft zu verbessern, mit dem Ziel, die mentale und physische Gesundheit von Menschen und ihre Lebensqualität zu steigern. Das EU-Forschungsprojekt SoFar (Social Farming - Soziale Landwirtschaft - soziale Leistungen multifunktionaler Höfe) ist ein länderübergreifendes Projekt, das die Verbreitung und Entwicklung Sozialer Landwirtschaft in Europa unterstützen möchte.

1.2. Dr. Robert Hermanowski: Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auf landwirtschaftlichen Betrieben

In Deutschland finden sich Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in der Landwirtschaft in der Regel in sozialen Einrichtungen. Dementsprechend stellen bundesweit ca. 150 „Werkstätten für behinderte Menschen“ (WfbM) ca. 5.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zur Verfügung, die über Pflegegelder der jeweiligen Kostenträger finanziert werden. Noch relativ wenig verbreitet sind Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung auf landwirtschaftlichen Betrieben außerhalb einer WfbM. Neben finanziellen und technischen Beschränkungen z. B. für körperlich behinderte Menschen besteht ein wesentliches Hindernis darin, dass Fördermaßnahmen und Beratungsunterstützung bei der Schaffung von Integrationsarbeitsplätzen nur unzureichend bei der Zielgruppe landwirtschaftliche Betriebe bekannt sind. Zudem wird die Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung häufig unterschätzt. Im Rahmen einer vom FiBL koordinierten, bundesweiten „Kampagne zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung in landwirtschaftlichen Betrieben“ soll der landwirtschaftliche Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung erschlossen werden. Das Projekt befindet sich in der Antragsphase beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

1.3. Marie Kalisch: Die Vielfalt Sozialer Landwirtschaft in Deutschland

Der Beitrag berichtet aus dem EU-Projekt SoFar, das von der EU im Rahmen des 6. Rahmenprogramms ( 8.1.B.1.1 Modernisierung und Nachhaltigkeit der Land- und Forstwirtschaft) gefördert wird und zum Ziel hat, die Entwicklung der Sozialen Landwirtschaft in sieben europäischen Ländern zu fördern. Die erste Projektphase (Bestandsaufnahme und Situationsanalyse) befasste sich mit der Auswertung von Literatur, Verschickung von Fragebögen. Es wurde eine Übersicht über Institutionen und Akteure erstellt, Betriebe besucht, Gespräche geführt und reichhaltiges Bildmaterial zur Bereicherung der Dokumentation zusammen getragen. – Immer auf der Suche danach, was Soziale Landwirtschaft ist und ausmacht. Auf diesen Betriebsbesuchen und auf den Tagungen in der zweiten Projektphase (Strategieforum in Kassel) begegneten wir immer wieder der Vielfalt: Die Standortvoraussetzungen dieser Höfe, der Vereine und der Einrichtungen, die Ideen und Initialimpulse werden von vielen Faktoren bestimmt, darunter z.B. die verschiedenen rechtlichen Vorgaben der Bundesländer, die Menschen vor Ort und ihre Fähigkeiten, die Ideen, die Landschaft, die Finanzierung und nicht zuletzt die Geschichte. All das bestimmt dann darüber, welches (soziale) Klima auf dem Hof lebt. In der letzten Projektphase sollen die Ergebnisse unter anderem als Buch und DVD publiziert werden.

2. Aufgabenfelder Sozialer Landwirtschaft in Deutschland

2.1. Albrecht Flake: Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in der Landwirtschaft

Im Bereich von Grünen WfbM und Integrationsbetrieben aus den Branchen Gartenbau und Landwirtschaft sind heute überwiegend Menschen mit geistiger Behinderung, häufig in Verbindung mit zusätzlichen körperlichen Einschränkungen (leichte bis mittelschwere Behinderungsgrade, ICD-10 F70 – F72, F74); Menschen mit psychischen bzw. seelischen Behinderungen (chronisch Erkrankte); Lernbehinderte mit einem IQ >70 oder anderer Leistungsminderung und sozial Benachteiligte mit problematischer Lebensführung und Umgangsformen beschäftigt, betreut bzw. angestellt. Aufgrund von Unterschieden bzw. Defiziten im Arbeits- u. Sozialverhalten behinderter im Vergleich zu nicht- behinderter Menschen müssen die Arbeitsplätze gestaltet und an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden. Dazu gehören grundsätzliche Entwicklungsförderung, Förderung der beruflichen Fähigkeiten („Ausbildung“) und die Förderung der beruflichen Integration („Weiterbildung“). „Soziale Leistungen“ durch landwirtschaftliche Arbeitsplatzangebote können dabei einen besonderen Mehrwert erbringen. Kontakt: www.eben-ezer.de

2.2. Claudia Leibrock: Fort- und Weiterbildung in Sozialer Landwirtschaft am Beispiel der Schulbauernhöfe

Seit Anfang der 90er Jahre werden in der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen Seminare zum Themenfeld „Werkstätten für behinderte Menschen mit einem landwirtschaftlichen Betrieb“ sowie zum Thema „Schulbauernhöfe“ angeboten. Seit der ersten Tagung im Januar 1994 mit dem Titel „Behinderte Arbeitnehmer in der Landwirtschaft“ hat sich die Veranstaltung für die Werkstätten zu einem festen Termin für Informations- und Erfahrungsaustausch entwickelt. Im Bereich des „Lernens auf dem Bauernhof“ trafen sich zunächst Vertreter von bestehenden Schulbauernhöfen zum Erfahrungsaustausch. Im Jahr 2001 wurde ein Projekt beim damaligen Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft beantragt, das die Situation zum Lernen auf dem Bauernhof in Deutschland erheben und einen Leitfaden sowie einen Internetauftritt dazu entwickeln sollte. Der Bereich der landwirtschaftlichen Betriebe wurde dabei von der Evangelischen Landjugendakademie, der Bereich der Schulen von der i.m.a (information.medien.agrar e.V.) bearbeitet. Die Ergebnisse und Expertisen dieser zwei Jahre von 2001 – 2003 sind im Internet unter www.baglob.de zu finden. Inzwischen gibt es neben den genannten drei bis vier Terminen zum Thema „Lernen auf dem Bauernhof“ in der Evangelischen Landjugendakademie Altenkirchen auch etliche regionale Angebote und Vernetzungstreffen. Kontakt: www.lja.de

2.3. Uwe Weimar und Mario Degelmann: Suchthilfe durch Landwirtschaft? Therapeutische Ansätze am Beispiel von Hof Fleckenbühl in Cölbe (Vortrag durch zwei Vertreter)

Im Haus der Suchthilfe Fleckenbühl besteht die Therapie aus Abstinenz und sinnvoller Arbeit. Bis Abhängige sich ihre Sucht eingestehen und den Entschluss für eine Kehrtwende im Leben fassen, können Jahre vergehen. Viele Süchtige stehen vor dem Nichts – ohne Wohnung, ohne Arbeit und ohne Freunde. Bei der Suchthilfe Fleckenbühl finden sie ohne langwierige Aufnahmeverfahren sofort ein Dach über dem Kopf, sie haben vom ersten Tag an eine Aufgabe und vielleicht bald auch neue Freunde. Das ehemalige Stadtgut bei Marburg wird seit 1984 von uns biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Zum Hof gehören der landwirtschaftliche Betrieb mit den Bereichen Vieh- und Feldwirtschaft und Landschaftspflege. Der betriebliche Schwerpunkt liegt auf der Milchviehhaltung.

In der historischen Anlage sind Ställe und Maschinenhallen eingerichtet. Ein Ausbau des Milchviehstalls mit einem Boxenlaufstall ist in Planung. Auf insgesamt 250 Hektar Nutzfläche, davon 80ha Dauergrünland, werden unter anderem Back- und Futtergetreide angebaut. Es wird besonderer Wert auf eine ausgewogene Fruchtfolge und eine umweltschonende Bewirtschaftung gelegt. Die Urprodukte werden in der eigenen Bäckerei und Käserei weiterverarbeitet. In der Vollkornbäckerei werden aus eigenem Demeter- Getreide täglich rund 20 verschiedene Vollkornbrote, Vollkornbrötchen und Snacks sowie diverse Kuchen hergestellt. Die Fleckenbühler Käserei verarbeitet 300.000 Liter Kuhmilch und 15.000 Liter Ziegenmilch im Jahr zu hochwertigen Rohmilchprodukten. Nicht zuletzt fördern die körperliche Arbeit und Vollwerternährung mit biologisch-dynamischen Lebensmitteln die physische und psychische Genesung, die die Grundlage für ein Auseinandersetzen mit der Sucht und das Erlernen nicht süchtiger Verhaltensweisen ist. In Abwandlung des alten Spruchs „per aspera ad astra“ (Durch die Härte zu den Sternen) gilt bei uns: Deiner Hände Arbeit halten dich nüchtern. Kontakt: www.suchthilfe.org

2.4. Ulrike Laubach: „Teilhabe“ als Ziel der Integration von Menschen mit Behinderung

Die Hofgemeinschaft Weide-Hardebek ist eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, die aus ca. 100 Menschen besteht. Wir betreiben gemeinsam biologisch-dynamische Landwirtschaft sowie eine Tischlerei. Aus der Landwirtschaft ergeben sich weitere Bereiche, wie z.B. unsere Gärtnerei, eine Bäckerei, eine rege Vermarktung mit Schwerpunkt Großhandel. Wir betreiben vier große Hauswirtschaften und bauen alle unsere Gebäude, soweit es uns möglich ist, selbst. In den 70er Jahren kamen, eher zufällig, die ersten Menschen mit Hilfebedarf auf den Hof „Hasenmoor“. Die Hofgemeinschaft Weide-Hardebek wurde Ende der 80er Jahre, als eigenständige Hofgemeinschaft, gegründet. Mittlerweile bewirtschaften wir ca. 190 ha Land, der größte Teil leider Pachtland, wir züchten und vermarkten Dexterrinder, Hinterwälder und Angler-Sattelschweine.

Bis zum Ende der 90er Jahre vertrat die Hofgemeinschaft Weide-Hardebek ausschließlich sich selbst. 1998 entstand eine Kooperation mit weiteren 8 Höfen, die in ganz Schleswig-Holstein angesiedelt sind. Eine Zusammenarbeit in der Landwirtschaft fand schon seit vielen Jahren statt, nun folgte auch eine Zusammenarbeit in der „Sozialarbeit“. Die einzelnen Höfe der Höfegemeinschaft arbeiten sowohl in der Landwirtschaft, als auch finanziell unabhängig.

Es wird durch die Höfegemeinschaft als Stärkung gesehen, dass auch in anderen Regionen Deutschlands sowie in europäischen Ländern vergleichbare Initiativen bestehen.

Das wesentliche Element unserer Arbeit bestand von Anfang an und besteht auch weiterhin darin, die Menschen, die in unsere Gemeinschaften kommen, mit in die realen Aufgabenstellungen des Hofes einzubeziehen. Grundlage unseres Zusammenlebens und der gemeinsamen Arbeit bildet bewusst die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Die zentrale Fragestellung lautet: „Was benötigt der Hof?“ An den Bedürfnissen des Hofes orientiert sich die Lebensführung der Menschen. Die Menschen unserer Gemeinschaft versuchen, ihre individuellen Bedürfnisse in Einklang mit den Bedürfnissen des Hofes zu stellen. Kontakt: www.weide-hardebek.de

3. Fallbeispiele und Visionen - Vorträge am Samstag, 27.10.2007

3.1. Stefan Scholz: Mit Pflanzen wachsen? Berufsbiografische Entwicklungschancen für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung. Praxisbericht aus der Hohenfrieder Gärtnerei

Die Hohenfrieder Gärtnerei, gelegen im Berchtesgadener Alpenland, ist eine anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung und bietet individuelle berufliche Perspektiven für ca. zwölf Mitarbeiter mit einer mentalen Beeinträchtigung durch die Arbeit im ökologischen Landbau. Sie werden von einem Werkstattgruppenleiter und einem weiteren Arbeitsanleiter begleitet.

In der Hohenfrieder Gärtnerei werden zur Erhaltung des Kulturgutes „Nutzpflanzen“ alte, wie auch regionale, fast vergessene Gemüsesorten vermehrt, angebaut und vermarktet. Durch kurze Wege vom Hohenfrieder Feld zum Verbraucher und Kooperationen mit regionalen slow food Restaurants, wird ermöglicht, dass die fast vergessenen Gemüsesorten im Berchtesgadener Land wieder mehr den Weg auf den Teller von Feinschmeckern finden. So wird versucht, den Kunden neue Geschmacks- und Sichtweisen zu eröffnen. Den Einzelnen dazu anzuregen, über Qualität und Werte nachzudenken und sein Kaufverhalten gegebenenfalls bewusster zu steuern.

Neben dem Gemüseanbau (demeter) sind Dienstleistungen des Garten- und Landschaftsbaus ein weiterer Arbeitsbereich. Waldarbeit, Holzernte und Jungbestandspflege zur Waldentwicklung sowie Kulturlandschaftspflege in Form von Streuwiesenmahd und Feldheckenverjüngung werden ergänzt durch die Gestaltung und Pflege gärtnerischer Anlagen für Privat- und Firmenkunden. Die Kulturlandschaftspflege wird in den Randgebieten des Nationalparkes und Biosphärenreservates „Berchtesgadener Alpen“ verstärkt nachgefragt. Die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung in dieser Region führt zum Verlust der zuvor prägenden Kulturlandschaft mit dem Wechsel von Weideflächen und Almen. Die Dienstleistungen in der Kulturlandschaftspflege erfolgen in Zusammenarbeit mit der Hohenfrieder WfbM-Landwirtschaft (demeter) und dem Bäuerlichen Betriebshilfering des Berchtesgadener Landes. Kontakt: www.hohenfried-info.de

3.2. Sabine Gehle: Kindergärtnern auf dem Wirtschaftsbetrieb Erfahrungen auf Hof Dannwisch

Vor zwei Jahren habe ich zusammen mit einer Gruppe initiativer Eltern die Kinderstube „Das Bienenhäuschen“ auf dem Demeter-Hof Dannwisch gegründet. Die Kinderstube ist ein Versuch, Landwirtschaft und Pädagogik zusammenzuführen. Hof Dannwisch, nördlich von Hamburg gelegen, ist eine Betriebsgemeinschaft mit derzeit insgesamt etwa 35 Menschen. Die Kinderstube hat auf dem Hof ein Gelände zur Verfügung gestellt bekommen. Das „Bienenhäuschen“ ist eine kleine Hütte auf dem Gelände, in der wir unser gemeinsames Frühstück einnehmen, Geschichten hören und Schutz bei „schlechtem“ Wetter aufsuchen. Zurzeit besuchen jeden Vormittag 13 Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren die Kinderstube. Die Kinder sind draußen und ständig umgeben von arbeitenden Menschen, von Tieren, der Natur und dem Wetter. Der Hof ist Lern-Raum für die Kinder.

Besonders in der Landwirtschaft können Kinder durch Wahrnehmung und Mitarbeit unmittelbare Zusammenhänge erleben. Sie säen und ernten, lernen, wie aus Milch Käse, aus Getreide Brot entsteht. Sie erleben im Wachstum, wie Erde, Sonne und Regen nähren, wie auch der Mensch in den Jahreslauf und in die Naturkräfte eingebunden ist und sich die notwendigen Arbeiten daraus ergeben. Sie dürfen für Tiere sorgen, ihre Wärme, Scheu und Neugier fühlen. Und mitbekommen, wie nah Leben und Tod beieinander liegen. Durch diese Erfahrungen entwickeln sich tiefe Beziehungen zu den sie umgebenden Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Kinder bilden Vertrauen zu der Welt, die sie umgibt, und es entwickelt sich ein Gefühl von Verantwortung für die Welt, in der sie leben.

Kontakt: www.dannwisch.de

3.3. Gerlinde Nägel: Das Altenwohnprojekt auf Hof Klostersee – ein Erfahrungsbericht

Hof Klostersee liegt direkt an der Ostsee in der Lübecker Bucht, ca. 60 km nördlich von Lübeck. 1987 haben mein Mann und ich Hof Klostersee nach einer 12jährigen Verpachtung von seinen Eltern übernommen und auf biologisch-dynamischen Anbau umgestellt. Heute bewirtschaftet die Betriebsgemeinschaft ca. 90 ha Land, betreibt Milchwirtschaft mit ca. 40 Kühen und eine eigene Milchverarbeitung. Ein Teil unseres Getreides wird zu Brot verbacken. Ein weiteres wichtiges Standbein sind Feriengäste, ca. 160 Familien jährlich. Angeregt durch die Wintertagung in Amelinghausen im Jahr 1997, wurde die Idee Seniorenwohnprojekt aufgenommen und eine alte Scheune zu 7 Mietwohnungen ausgebaut. Seit Mai 2001 sind die Wohnungen fertig und wurden dann auch gleich bezogen. Die Bewohner/Innen waren bei ihrem Einzug zwischen 58 und 78 Jahre alt, kommen aus ganz Deutschland. Der Aufbau tragfähiger menschlicher Beziehungen und einer Struktur, die das Miteinander und das miteinander Tätigseinkönnen realisiert, stellt eine Herausforderung dar. Insgesamt ist deutlich zu spüren, dass eine größere menschliche Fülle auf dem Hof lebt. Das kann manchmal anstrengend sein, weil wir noch mehr Menschen im Kopf und im Herz tragen müssen. Aber in erster Linie ist es bereichernd und entlastend, weil gerade die uns allen wichtigen Dinge, v. a. die ideellen, auf mehrere Schultern verteilt sind. Wir haben jetzt eine Großeltern-Generation auf dem Hof, aber wir leben unbelastet von langjährigen familiären Konflikten zusammen. Entscheidend für das Gelingen ist zum einen ein solides wirtschaftliches Fundament, möglichst in weitgehender Selbstverwaltung, zumindest aber Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse. Auf der anderen Seite ist unser Projekt absolut non-kommerziell. Und der zweite wichtige Punkt ist, dass man eine gemeinsame objektiv wichtige Sache als gemeinsamen Mittelpunkt und gemeinsames Wirkungsfeld hat – in unserem Fall die Landwirtschaft bzw. den ganzen Hof.

Kontakt: www.hof-klostersee.de

3.4. Dr. Manfred Schulze: Soziale Landwirtschaft für die Natur

Die Beziehung des Menschen zur Natur ist heute von zwei extremen Haltungen bestimmt: Romantik und Ekel. Der Naturschutz, der den Menschen eher als Störer der Natur betrachtet, romantisiert den „Naturzustand“ als vom Menschen unabhängig. Er ignoriert dabei die viele Generationen überdauernde pflegende Kultivierung der Natur und hält die Naturreiche für unabhängig voneinander und vor allem für unabhängig vom Menschen. Er verkennt, dass der Reichtum der Natur durch Kultivierung des Menschen zustande gekommen ist. Die zweite Haltung ist die Objektivierung der Natur mit den extremen Formen von Ekel oder gar Hass gegenüber allem Natürlichen. Der Ekel hält uns die Natur und ihre moralische Forderung auf Abstand. Diese Haltung ist zugleich aber ertragreich, um die Ressourcen der Natur nicht zu kultivieren sondern auszuplündern.

Beide Zugänge oder besser Nicht-Zugänge vermeiden den wesenhaften Kontakt, die wirkliche Kommunikation mit der Natur und ihren Gestaltungs- und Bewegungskräften. Sie vermeiden die sonst unvermeidbare Aufforderung der Natur, die mehrtausendjährige Zusammenarbeit wieder aufzunehmen und die Verantwortung für die in hundert Jahren industriellem Umgang verwüsteten Beziehungen zu übernehmen. Natur ist ja in Mitteleuropa überall Kultur - kultivierte, variierte Natur. Die fern aller Romantik gelegene notwendige Kommunikation von Mensch und Natur wird vom Menschen mit dem Ziel der Befreiung aufgegeben. Naturwissenschaft und Technik verhelfen ihm zu der Illusion, von den Naturkräften oder Naturzwängen frei zu sein.

Durch den sozial-ökologischen Landbau kann in der Pflege und Kultivierung der Natur zugleich diese notwendige Willenserziehung des Menschen erfolgen. Der sozialtherapeutische Mehrwert eines ökologischen Landbaus erfolgt durch die Anbindung des Menschen an die Erde, Pflanzen- und Tierwelt – und diese Bindung geschieht über die körperlich anstrengende und dadurch erbauliche Arbeit. Kontakt: hofhauserweb.de

Arbeitsforum Soziale Landwirtschaft

  • Was bedeutet „soziale“ Landwirtschaft? Was ist ihr „Mehrwert“? Annäherung und Verständigung über in Bewegung gekommene Begriffe.
  • Welche „soziale“ Landwirtschaft wollen wir? – Spezialisiertes Marktsegment oder Perspektive für einen umfassenden gesellschaftlichen Wandel?
  • Soziale Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen der Wirtschaftlichkeit von Beschäftigung und den optimalen Bedingungen für Therapie und Lebensqualität.
  • Soziale Landwirtschaft als Chance für Multifunktionalität?

Besuch von drei Beispielbetrieben am Sonntag

Auf dem Schulbauernhof Hutzelberghof in Oberrieden

Der Hutzelberghof ist ein kleiner, sehr vielseitiger landwirtschaftlicher Betrieb, der sich in Ackerbau, Gemüsebau und Tierhaltung ganz und gar den Belangen von Kindern vorzugsweise von 8 bis 12 Jahren und Familien angepaßt hat.

Landwirtschaftlich pädagogische Betätigungsfelder bieten 4 Kühe mit Nachzucht, Schweine, Hühner, Schafe, Kaninchen und Gänse, Käserei, Bäckerei, Holzwerkstatt, Schmiede, Ackerbau und Garten.

Auf dem ökologisch bewirtschafteten Hutzelberghof sind Schüler von 8 bis 12 Jahren, ihre Lehrer/Innen und Familien nicht nur Zaungäste sondern für eine Woche selbst die Bauern, die füttern, melken, käsen, buttern, Brot backen, imkern, säen und ernten und und und .... Der Jahreszeit entsprechend fallen jeweils unterschiedliche, spannende Tätigkeiten an.

Auf insgesamt 6 Hektar Ackerland werden Winterweizen, Sommerweizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben, Erbsen, Ackerbohnen, Kleegras, Flachs und Sonnenblumen angebaut.

Weitere 14 Hektar Grünland, zum Teil alte Streuobstwiesen mit Kirschen, Äpfeln und Birnen, bilden die Grundlage der Viehwirtschaft. Der Hof wird nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet und ist als Demeter-Betrieb anerkannt.

siehe auch www.hutzelberg.de

Auf dem Hephata- Betrieb Hofgut Richerode

Betriebsspiegel WfbM Landwirtschaft Richerode

Stand Oktober 2007

Fläche: 41,5 ha Grünland, 78,5 ha Ackerland

  • Betrieb ist arrondiert; Mitglied bei Bioland seit 1991
  • Fruchtfolge 7-gliedrig
  • Kleegras-Kleegras-Weizen-Kartoffeln-Triticale-Hafer

/Erbse-Wintergerste

  • Zusätzlich klein strukturierter Anbau von Gemüse, Kräutern, Frühkartoffeln und Zwiebeln auf einer Parzelle direkt am Hof

Nutzung Grünland:

Weide, Grassilage, Heu (teilweise Verkauf)

Tierhaltung:

  • 42 Mastbullen Tieflaufstall
  • 10 Zuchtsauen Laufstall mit Auslauf
  • 1 Eber Laufstall mit Auslauf
  • 180 Mastschweine Neubau Öko-Mastschweinestall 2007/Kartoffelmast
  • 480 Legehennen Freilandhaltung
  • 220 Masthähnchen Freilandhaltung
  • 300 Weidegänse Mobilstall, Hütehaltung
  • 120 Mastenten (nur zu Weihnachten)
  • 2 Therapiepferde Reithalle in Treysa
  • 3 Pensionspferde über Winter

Ausführung kommunaler Dienstleistungen, Kräuterverpackung, Kartoffelschälbetrieb, Hauswirtschaftsgruppe.

In Richerode wohnen insgesamt 47 Menschen mit Behinderung, darunter auch 9 Rentner.

Mit dem Fahrdienst kommen täglich ca. 40 Menschen mit Behinderung aus der Region nach Richerode zur Arbeit.

Die 4 Arbeitsgruppen Hauswirtschaft-Dienstleistung-Kräuterverpackung-Landwirtschaft haben jeweils eine Gruppenstärke von ca. 15 bis 25 Beschäftigten.

Angestrebtes Ziel ist die Arbeit in regionalen Wertschöpfungsketten.

Hof Hauser: eine alte Mühle und Einrichtung für Jugendhilfe

Hof Hauser wurde als Einrichtung der Kinder und Jugendhilfe gegründet, auf dem Kinder einen Lebensort und ein Lebensziel finden können. Weitere Ziele sind die Ausbildung von jungen Menschen, vor allem angehenden Pädagogen in Lebenspraxis.

Zu diesem Zweck ist der Hof Hauser ein auf Vielfalt angelegtes Klein-Landbau-Unternehmen mit ca. 2,5 ha Wiesen, 1,5 ha Wald, feldmäßigem Gartenbau, Hausgarten und ersten Hecken. Der Tierbestand: 10 Milchziegen mit Nachzucht, 6 Schafe, 5 Esel, 2 Pferde, 14 Hühner, 9 Gänse, 9

Enten, 4 Katzen und einem Hofhund Tierbestand und Umgang mit den Tieren folgt nach päda-gogischen Gesichtspunkten Ziegen und Haugarten versorgen zu großen Teilen die hier lebenden Kinder (4) und Erwachsenen (5).

Erstes internationales Forum in Brüssel

In der dritten Phase des SoFar- Projektes werden die in den sieben Partnerländern veranstalteten Strategieforen auf europäischer Ebene fortgesetzt und knüpfen dabei inhaltlich und methodisch an die vorangegangenen Aktivitäten an.

Im Zuge dessen wurden am 18. und 19. Oktober 2007 jeweils ca. drei Vertreter der Sozialen Landwirtschaft aus Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien, Irland, Holland und Belgien nach Brüssel eingeladen. Ziel des Treffens waren Erfahrungsaustausch und die „Schaffung einer gemeinsamen Perspektive hinsichtlich der Europäischen Politik“. Auf der Agenda standen Länderberichte über die Situation der Sozialen Landwirtschaft und über die Ergebnisse in den Strategieforen, Vorträge, Präsentation von Beispielbetrieben in Frankreich, Belgien und Deutschland und ausführliche Diskussionen.

Aus Deutschland nahmen Claudia Leibrock (Bildungsreferentin der Evangelischen Jugendakademie in Altenkirchen, Expertin für das Gebiet Schulbauernhöfe), Jürgen Schlüter (Initiator der heilpädagogischen Hofschule in Wendisch- Evern und langjähriger Berater für Biologischen Landbau), Joachim Brych (Leiter der WfbM und Landwirtschaft der Mosaik- Werkstätten in Kuhhorst) sowie Dr. Thomas van Elsen und Marie Kalisch als Projektpartner vom FiBL Deutschland e.V. teil.

Zweites internationales Forum in Brüssel

Das zweite Europäische Forum fand vom Donnerstag, den 26. bis Freitag, den 27. Juni 2008 in Brüssel statt. Die Ergebnisse der nationalen Strategieforen aus den sieben Projektländern wurden dort präsentiert, zusammengetragen und Aspekte für eine Europäische Strategie (EU innovation strategy) zur Förderung Sozialer Landwirtschaft in Europa erarbeitet. Jedes Land schickte dabei jeweils mindestens drei Vertreter aus verschiedenen Bereichen der Sozialen Landwirtschaft.

Aus Deutschland nahmen außer den deutschen Projektpartnern Heinz-Joachim Brych vom Ökohof Kuhhorst bei Berlin, Gerhard Herz vom Institut für betriebliche Bildung und Unternehmenskultur (IBU) sowie Johanna Schüßler, Master-Studentin von der Uni Hohenheim in Brüssel teil.

Exkursion zum Familienbetrieb Dirk und Anita Decoster- Baeyens in Gooik/ Pajottenland

Besonderes Highlight des Treffens war die Exkursion zum Familienbetrieb Dirk und Anita Decoster- Baeyens in Gooik/ Pajottenland nahe Brüssel am Abend des 6. Juni 2008, die einen Blick hinter die Kulissen des belgischen Care farming (Mehr Informationen unter: www.groenezorg.be) erlaubte. Auf dem traditionellen Milchviehbetrieb (90 Kühe, 60 ha) werden seit 2003 psychisch kranke Menschen aus einem benachbarten Zentrum für Menschen mit Behinderungen integriert. Die Bauersfrau, ausgebildete Sozialassistentin, betreut die drei Klienten individuell von 9.30 bis 13.30 Uhr an jeweils einem Tag in der Woche. Dafür bekommt sie 20€ pro Halbtag, womit auch die Unkosten für ein Mittagessen abgedeckt werden. Die sozialen Leistungen des Betriebes machen nur 1% des Einkommens aus, der Gewinn liegt sowohl für die Bauernfamilie, die Klienten, als auch deren Angehörige in einem persönlichen Austausch, gegenseitiger Wahrnehmung und Unterstützung. Um die Klienten aufzunehmen mussten keine Investition zur Anpassung getätigt werden und das Sozialzentrum übernimmt die Versicherung des Klienten. Anders als z.B. in Holland wird in Belgien eine Dezentralisierung und damit echte Integration gefördert. Die finanziellen Anreize sind für die Bauern nicht so attraktiv, dass sie die landwirtschaftlichen Aktivitäten einschränken würden – anders als in Holland, wo sich Betriebe nach der Integration sozialer Ziele oft zunehmend auf die sozialen Leistungen konzentrieren, um noch mehr Klienten aufzunehmen. Insofern wird der landwirtschaftliche Betrieb in seinem Ablauf nicht gestört, aber dessen Einkommen und Aktivitäten diversifiziert. Der Hof, die Familie und die Schwester eines autistischen Mannes, die den Besuchern erzählte, wie sie den Hof kennen- und schätzen gelernt hatten, machten einen sehr sympathischen Eindruck. Die Gäste wurden mit einem einzigartigen Mahl bewirtet.

Positionspapier zur Förderung der Sozialen Landwirtschaft

Entstehungsgeschichte des Witzenhäuser Positionspapiers zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft

Forderungen zur Förderung der Sozialen Landwirtschaft in Deutschland an Entscheidungsträger in Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit Erarbeitet von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung „Der Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“ vom 26. bis 28. Oktober 2007 in Witzenhausen

Auf Grundlage der Diskussionen während des ersten Strategieforums im Juni 2007 war die Idee entstanden, ein Positionspapier zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft zu erstellen. Während der öffentlichen Tagung im Oktober 2007 wurde die Idee vorgestellt und im Plenum verabredet, im Nachgang ein solches Papier in einem partizipativen Prozess gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern zu erarbeiten.

Ein erster Entwurf lag im Dezember vor und wurde in mehreren Stufen erweitert, verbessert, wieder gekürzt und mehrfach neu strukturiert; der Zwischenstand wurde sämtlichen Tagungsteilnehmern und den Mitwirkungen des ersten Strategieforums mit der Bitte um Kommentare, Anregungen und Verbesserungsvorschläge mehrfach zur Verfügung gestellt. Der Rücklauf floss in die Überarbeitung ein, weiter wurde das Papier im Rahmen einer Lehrveranstaltung mit Studierenden in Witzenhausen diskutiert und zuletzt während des zweiten Strategieforums in Kassel (April 2008). In seiner Endfassung wurde es (in der englischen Übersetzung) erstmals mit großer Resonanz auf dem 2. Internationalen Forum in Brüssel präsentiert. Im SoFar-Projekt wird es nun zum Anlass genommen, ähnliche Positionspapiere in den weiteren beteiligten Ländern sowie für die europäische Ebene zu erstellen.

Inhalte des Positionspapiers

Mit dem Positionspapier stellen die Unterzeichner Forderungen zur Förderung der Sozialen Landwirtschaft in Deutschland an Entscheidungsträger in Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit.

Sein erster Abschnitt beleuchtet den Hintergrund – die Vielfalt Sozialer Landwirtschaft wird als eine Perspektive multifunktional verstandener Landwirtschaft vorgestellt, die eine Perspektive bietet für sozial schwache Menschen, für straffällige oder lernschwache Jugendliche, Drogenkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Europaweit keimen Initiativen für eine Soziale Landwirtschaft, während in Deutschland von der europäischen Aufbruchstimmung noch wenig zu spüren ist.

Darauf aufbauend werden im zweiten Teil des Positionspapiers sieben Forderungen aufgestellt und erläutert:

  1. Anerkennung des Mehrwerts Sozialer Landwirtschaft für die Gesellschaft
  2. Schaffung von Transparenz in gesetzlichen Rahmenbedingungen
  3. Förderung von Kommunikation und Erfahrungsaustausch
  4. Einrichtung einer zentralen Vernetzung und Beratung mit Koordinationsaufgaben
  5. Förderung von Aus- und Weiterbildungsangeboten, Betreuung und Coaching
  6. Unterstützung interdisziplinärer Forschung zur Sozialen Landwirtschaft
  7. Förderung der europäischen Zusammenarbeit

Der Ausblick fordert Politiker, Ministerien, Wissenschaftler, Verbraucher und die breite Öffentlichkeit auf, die Leistungen Sozialer Landwirtschaft Leistungen wahrzunehmen, anzuerkennen, zu erhalten und zu fördern. Diese sollte nicht nur als eine weitere Spezialisierungsmöglichkeit für landwirtschaftliche Betriebe verstanden werden, sondern darüber hinaus als möglicher Baustein für eine sozialere Zukunft.

Veröffentlichung, Abdruck und Weitergabe des Witzenhäuser Positionspapiers zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft ist ausdrücklich erwünscht! Bitte teilen Sie uns mit, wo das Papier publiziert wird und senden Sie uns ein Belegexemplar zu!

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