Das BÖLN-Projekt

Projektziel

Hintergrund und Anlass

Arbeitsschritte

Perpektiven

Fallbeispiele

Soziale Landwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland

Die Entwicklung und Vernetzung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland unterstützen: dieses Ziel verfolgte das Projekt „Soziale Landwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland“, das im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) gefördert wurde.

Menschen mit Betreuungsbedarf ein lebenswertes Leben und sinnvolles Arbeiten auf dem Hof zu ermöglichen, das erfordert Initiative, aber auch Strukturen und politische sowie finanzielle Unterstützung. Das Projekt wollte Angebote ökologisch wirtschaftender sozialer Höfe für weitere Nutzergruppen transparenter machen, für die bisher kaum oder keinerlei Netzwerkstrukturen bestanden (Wohnungslose, Langzeitarbeitslose, Drogenkranke, Bauernhof-Kindergärten, Jugendhilfe, Alte Menschen …). Insbesondere bis dahin kaum Beachtung findende soziale Leistungen der Landwirtschaft, bei denen nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern soziale, therapeutische und pädagogische Anliegen im Vordergrund stehen, wurden näher beleuchtet und erfasst. Weiter wurde angestrebt, Akteure aus dem Sozialbereich zur aktiven Unterstützung der Vernetzung Sozialer Landwirtschaft zu gewinnen. Denn: diese Form multifunktionaler Landwirtschaft erbringt einen Mehrwert für die Gesellschaft.

Das Projekt baute auf dem EU-Projekt SoFar (Social Farming – Soziale Leistungen multifunktionaler Höfe, www.sofar-d.de/) auf, das zum Ziel hatte, Empfehlungen für die Europäische Politik zu erarbeiten. Es setzte auf einer Ebene an, die erst indirekt und mittelfristig Auswirkungen auf die Förderung Sozialer Landwirtschaft im nationalen Kontext haben wird. Im SoFar-Projekt erarbeitete Forderungen an Entscheidungsträger in Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit zu ihrer Förderung in Deutschland enthält das „Witzenhäuser Positionspapier zum Mehrwert Sozialer Landwirtschaft“, das auf deutsch und englisch unter www.sofar-d.de/?Positionspapier verfügbar ist.

Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war die Erarbeitung von Strategien zur Förderung Sozialer Landwirtschaft als Perspektive insbesondere für ökologisch wirtschaftende Betriebe in Deutschland. Dabei sollten Angebote ökologisch wirtschaftender sozialer Höfe für weitere Nutzergruppen transparent gemacht werden, für die bis dahin kaum oder keinerlei Netzwerkstrukturen bestanden (Obdachlose, Langzeitarbeitslose, Drogenkranke, Bauernhof-Kindergärten, Jugendhilfe, Alte Menschen …).

Insbesondere die bis dahin kaum Beachtung findenden Initiativen, in denen nicht die Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern soziale, therapeutische und pädagogische Anliegen im Vordergrund stehen, sollten näher beleuchtet und erfasst werden. Weiter wurde angestrebt, Akteure aus dem Sozialbereich zur aktiven Unterstützung der Vernetzung Sozialer Landwirtschaft zu gewinnen.

In dem Projekt wurden ausgewählte Höfe unterschiedlicher Nutzergruppen aufgesucht und Befragungen zu deren Entwicklungshemmnissen und –Perspektiven durchgeführt. Es zeigte sich: Bislang gibt es kaum Strukturen und Freiräume, die den gegenseitigen Erfahrungsaustausch und die Weiterentwicklung unterstützen; es mangelt an Vernetzung und Förderinstrumenten. In Gesprächen mit Institutionen und Verbänden der Sozialen und Pädagogischen Arbeit wurden Entwicklungs- und Förderoptionen diskutiert, u.a. im Rahmen eines Strategiegesprächs zusammen mit Institutionen und Verbänden des Ökolandbaus.

Hintergrund und Anlass

Soziale Landwirtschaft umfasst landwirtschaftliche Betriebe und Gärtnereien, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen integrieren, Höfe, die eine Perspektive bieten für sozial benachteiligte Menschen, für straffällige oder lernbehinderte Jugendliche, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose und aktive Senioren, Schul- und Kindergartenbauernhöfe und viele andere mehr. Vorsorge, Inklusion, Rehabilitation, Bildung und mehr Lebensqualität sind Aspekte Sozialer Landwirtschaft.

Soziale Landwirtschaft hat in manch anderem Land Europas bereits einen größeren Stellenwert als in Deutschland. Im Jahr 2004 gründete sich die europäische Arbeitsgemeinschaft Farming for Health. Seither fanden Tagungen in den Niederlanden, Norwegen, Belgien und Italien statt. Eine wachsende Zahl an Wissenschaftlern, Praktikern und Akteuren aus dem Agrar-, Sozial- und Gesundheitssektor tauscht sich zum aktuellen Stand der Sozialen Landwirtschaft aus.

Die Ergebnisse des SoFar-Projekts zeigten, dass sich europaweit ökologisch wirtschaftende Betriebe in besonderem Maße für die Integration von zunächst landwirtschaftsfremden Menschengruppen eignen und vielfach genutzt werden. Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft hat der Ökologische Landbau den maßgeblichen Vorteil, dass auf den vergleichsweise vielfältiger strukturierten Betrieben mehr Handarbeit anfällt und weniger Gefahrenquellen (etwa durch den Verzicht auf Pestizide) existieren. Meist entstehen die Initiativen, bei denen Höfe Menschen mit Behinderung, Drogenabhängige, Obdachlose und Langzeitarbeitslose integrieren oder die sich für spezielle Altersgruppen vom Hofkindergarten bis zum Altenwohnprojekt engagieren, trotz widriger finanzieller Rahmenbedingungen, obgleich sie Musterbeispiele für eine multifunktional verstandene Landwirtschaft darstellen, die zur Entwicklung ländlicher Räume, von Landschaften und regionalen Netzwerken beitragen. Entwicklungen im Ausland zeigen, dass die Integration sozialer Aktivitäten Anlass zur Umstellung konventioneller Betriebe auf Ökologischen Landbau sein kann, indem die Integration von Klienten eine vielfältigere Betriebsstruktur und mehr Handarbeit zur Beschäftigung fördert.

Bislang gab es keine Klientengruppen-übergreifende Analyse oder Datenerhebung zur Sozialen Landwirtschaft auf Biobetrieben in Deutschland. Es war nicht bekannt, wie viele Biohöfe sich für soziale und therapeutische Anliegen öffnen, in welcher Art Leistungen für welche Klientengruppe erbracht werden, wie diese Höfe strukturiert sind und wie sie konkret beim Erbringen dieser Leistungen finanziert oder unterstützt werden. Viele Initiativen in Deutschland führen bisher ein Einzelkämpferdasein und wissen kaum voneinander; nur Akteure weniger Bereiche Sozialer Landwirtschaft (Grüne Bereiche der Werkstätten für behinderte Menschen, Schulbauernhöfe) sind untereinander vernetzt. Die Entwicklung Sozialer Landwirtschaft im europäischen Ausland zeigt, dass die Förderung der öffentlichen Wahrnehmung den Stellenwert und die Wertschätzung Sozialer Landwirtschaft durch Politik und Gesellschaft nachhaltig fördern kann. So hat etwa der italienische Anbauverband AIAB ein Netzwerk ökologisch wirtschaftender Biobetriebe gegründet, um Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch der Akteure und die Weiterentwicklung der Initiativen zu unterstützen.

Arbeitsschritte und Möglichkeiten zur Mitwirkung

Im Rahmen des Projekts wurde durchgeführt:

  • Recherchen zur Vielfalt ökologisch wirtschaftender Sozialer Landwirtschaft in Deutschland: Über die Anbauverbände und Träger Sozialer Arbeit wurden innovative Fallbeispiele sozialer Biobetriebe gesucht.

  • Exemplarische Untersuchung und Dokumentation von Fallbeispielen: Ausgewählte Höfe unterschiedlicher Nutzergruppen wurden aufgesucht und zu ihren Entwicklungshemmnissen und –perspektiven befragt. Die recherchierten Ergebnisse (Analyse der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) zielten auf die Unterstützung ökologisch wirtschaftender Betriebe, die sich im Sozialen engagieren.

  • Gespräche mit Institutionen und Verbänden der Sozialen, Therapeutischen und Pädagogischen Arbeit zur Verstetigung eines Netzwerks ökologisch wirtschaftender, sozial engagierter Landwirtschaftsbetriebe. Mit Trägern sozialer Einrichtungen wurden die Stärken, Entwicklungshemmnisse und Potenziale Sozialer Landwirtschaft diskutiert mit dem Ziel, im Gespräch gemeinsam nach Entwicklungs- und Förderoptionen zu suchen.

  • Experten-Strategiegespräch am 11. Mai 2009 in Kassel: Verschiedene Institutionen und Sektoren, die an der Sozialen Landwirtschaft beteiligt sind, wie Institutionen und Verbände des Ökolandbaus, der Sozialen und Pädagogischen Arbeit waren eingeladen, nach Wegen zu suchen, wie deren Zusammenarbeit in Hinblick auf eine interdisziplinäre Unterstützung und Vernetzung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland gefördert werden kann. Nach einer Bestandsaufnahme der Situation in Deutschland, Beispielen der Entwicklung Sozialer Landwirtschaft im europäischen Ausland und dem Erfahrungsaustausch über ausgewählte Arbeitsfelder Sozialer Landwirtschaft wurden Visionen und konkrete Arbeitsschritte zur Förderung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland erarbeitet.

  • Öffentliche Tagung „Praxis und Ziele Sozialer Landwirtschaft in Deutschland“ vom 22.-24. Oktober 2009 in Witzenhausen. Landwirte, unterschiedliche Nutzergruppen und Träger der Sozialen Landwirtschaft, aber auch institutionelle Träger aus dem Sozialwesen wurden eingeladen, die an therapeutischen und sozialen Leistungen der Landwirtschaft interessiert sind. Das Spektrum der Aktivitäten und interessante Fallbeispiele aus dem In- und Ausland wurden vorgestellt und Schritte der Weiterentwicklung in Deutschland diskutiert. Die Tagung wollte den Austausch zwischen Praktikern fördern und für sie eine Weiterbildungsmöglichkeit schaffen. Nicht zuletzt wurden nächste Schritte zur Förderung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland diskutiert.

Perspektiven

Wenn es gelingt, Unterstützer aus dem Bereich Sozialer Träger für die Verstetigung einer Datenbank zu finden, soll in einem angestrebten 2. Projektjahr in 2010 u.a. eine Vollerhebung Sozialer Landwirtschaft in Deutschland erfolgen. Eine solche Adresskartei dient dem Erfahrungsaustausch und der Vernetzung zur gegenseitigen Unterstützung solcher Hofgemeinschaften, landwirtschaftlichen Betrieben und Gärtnereien, die sich im sozialen Bereich engagieren. Darüber hinaus kann sie als Informationsplattform zur individuellen Vermittlung benachteiligter Menschen auf Höfe dienen. Die zunächst auf ökologisch wirtschaftende Betriebe konzentrierten Aktivitäten können bei Bedarf stufenweise um konventionell wirtschaftende Höfe erweitert werden. Die Konzentration auf die Ökologische Landwirtschaft in der Startphase ist sinnvoll, da hier überschaubare Strukturen sowie Voruntersuchungen vorliegen und in hohem Maße Erfolgsaussichten bestehen, die für eine spätere Ausweitung nutzbar sind.

Die Ergebnisse der Recherchen stehen dem Verein alma - arbeitsfeld landwirtschaft mit allen-  www.netzwerk-alma.de zur Verfügung. Dieser will Menschen mit und ohne Behinderung dabei unterstützen, passende Arbeits- und optimale Fördermöglichkeiten zu finden und koordiniert Landwirte und Gärtner, entsprechende Arbeitsplätze einzurichten. Die Entwicklung im benachbarten Ausland (z.B. Flandern, Holland) zeigt, dass eine solche Vermittlungsstelle die Entwicklung Sozialer Landwirtschaft wesentlich voranbringen kann. Die Initiative ist ein wichtiger Mosaikstein beim Aufbau und bei der Verstetigung einer Vernetzungsstruktur für ökologisch wirtschaftende soziale Landwirtschaftsbetriebe.

Fallbeispiele

Hier finden sich Beispiele für Soziale Landwirtschaft, die aus dem Forschungsprojekt hervorgegangen sind.

CSA und Wirtschaftsgemeinschaft

Steckbrief

Art der Klientel: 12 Menschen mit geistiger Behinderung

und/ oder mit verschiedenen psychischen Erkrankungen. Das Angebot richtet sich nicht an eine definierte Zielgruppe, sondern ist offen für erwachsene Menschen mit unterschiedlichem Hilfebedarf. Voraussetzung für eine Aufnahme ist das uneingeschränkte Einverständnis des zu Betreuenden.

Form der Einrichtung: Die gemeinnützige Landbauforschungsgemeinschaft

Fuhlenhagen (LBF) mbH ist Trägerin der therapeutischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft und Eigentümerin von Grund und Boden. Die landwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft (GbR) betreibt die biologisch-dynamische Landwirtschaft. Die Wirtschaftsgemeinschaft Buschberghof ist Kostenträger der Landwirtschaft und Abnehmerkreis.

Anzahl der Beschäftigten: ca. 40 Menschen, davon 12 mit Betreuungsbedarf,

Landwirtsfamilie, Altenteiler, Praktikanten, Gehilfen

Lage: Ort Fuhlenhagen mit ca. 300 Einwohnern, 40 km östlich von Hamburg

im Bundesland Schleswig-Holstein

Größe: 101 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche

(davon 57 ha Acker; 29 ha Dauergrünland; 7 ha Wald; 8 ha Hoffläche, Wege, Hecken, Ödland), Demeter-Anerkennung seit 1956

Betriebsschwerpunkte: Ackerbau (Getreidebau, Futterbau, Hackfrüchte,

vielfältiges Gemüsesortiment), Tierhaltung (Angler Rotvieh, Angler Sattelschweine, Milchschafe, Pferde, Geflügel). Verarbeitung (Milch, Getreide), Gärtnerei. Wirtschaftsgemeinschaft (95% der Produkte werden über die Wirtschaftsgemeinschaft verteilt, Vermarktung der Überschüsse durch Laden und Einzelkunden). Sozialtherapeutische Einrichtung. Weitere Einnahmequellen sind EU-Direktzahlungen und Landeszuschüsse.

 


Kontakt

Therapeutische Wohngemeinschaften: Patricia Riederer, Buschberghof,

21493 Fuhlenhagen, Tel. 04156-270, Fax: +49-4156-203; buschberghof[at]t-online.de

Wirtschaftsgemeinschaft: Wolfgang Stränz, Kurfürstenstraße, 10, 22041 Hamburg,

Tel.040-656 49 84, Fax: 040-657 200 20, wolfgang[at]straenz.com;

Landwirtschaft: Karsten Hildebrandt, Dorfstraße 7, 21493 Fuhlenhagen,

Tel. 04156-7132, Fax: 04156-818769, hildebrandt.karsten[at]t-online.de

Gärtnerei: Axel Iser, Buschberghof, 21493 Fuhlenhagen, Tel. 04156-820045.

Webseite: www.buschberghof.de

 


Die Wirtschaftsgemeinschaft

Durch eine Schenkung des Buschberghofes 1968 durch Carl August Loss an die  Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft (LBF) Fuhlenhagen entstand sie Arbeitsgemeinschaft Buschberghof, die durch Kreditbürgschaften (Assoziationsprinzip) getragen wurde mit dem Satzungszweck Volksbildung, Forschung und Landwirtschaft.

Bis 1988 enstand die Wirtschaftsgemeinschaft Buschberghof in Anlehnung an die in den USA neu entstandenen CSAs. Die Existenz des Hofes wird durch Vorfinanzierung der Wirtschaftsgemeinschaft für ein Wirtschaftsjahr gesichert.Dies kann von den 95 Haushalten (bzw. 350 Mitgliedern) getragen werden. In der Folge gibt es auch keine direkte Beziehung mehr zwischen dem Geld und den Produkten. Ohne Zwang, die erzeugten Produkte verkaufen zu müssen, kann die Landwirtschaft jetzt so betrieben werden, dass der Boden auch für die Zukunft Lebensgrundlage sein kann. Organisation, Verwaltung und Mitgestaltungsmöglichkeiten werden von den Mitgliedern unbürokratisch gestaltet.

Verarbeitete Produkte werden vorwiegend auf Bestellung geliefert, während Produkte wie z.B. Gemüse, Fleisch und Eier vom Hof entsprechend ihrer Verfügbarkeit frei zur Verfügung gestellt werden. Zusammenkünfte finden v. a. an der Jahreshauptversammlung und zu den Halbjahrestreffen statt, Hofrundgänge und gemeinsame Feste fördern den Zusammenhalt.

 


Die sozialtherapeutische Einrichtung

Der Grundgedanke, dass die Landwirtschaft helfenden und heilenden Charakter hat, war schon bei der Gründung des Hofes vorhanden.1970 wurden die ersten Menschen mit Hilfebedarf aufgenommen.  

1973 wurde die Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft mbH, die schon seit 1956 als Trägerin der Landwirtschaft fungierte, auch als Trägerin der therapeutischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft vom Land Schleswig-Holstein als vollstationäre Einrichtung anerkannt. Sie verfügt über 20 vollstationäre Heimplätze in familiären Wohngemeinschaften.

Es gibt drei pädagogische Wohngemeinschaften bzw. „gemischte Wohngemeinschaften“, die vom Gesamtsystem Hof getragen werden.Die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft umfasst somit sowohl das Wohnen als auch die Arbeit. Die Arbeit wird nicht als Werkstatt geführt, sondern als tagesstrukturierende Maßnahme anerkannt. Die betreuten Bewohner können in verschiedenen Arbeitsbereichen  – je nach Wunsch und Fähigkeiten – mitarbeiten (z.B: Landwirtschaft, Gartenbau, Hauswirtschaft, Meierei…). Die pädagogische Begleitung erfolgt von den Familien selbst sowie speziell ausgebildetem pädagogischem Personal, das von außerhalb kommt oder mit am Hof wohnt.

 


Finanzierung

In Deutschland war der Buschberghof der erste Hof, der (seit 1988) nach dem CSA-Prinzip wirtschaftete. Es war folgerichtig, dass der Hof, der 1968 als erster in Deutschland in die gemeinnützige Trägerschaft einer „Landbauforschungsgesellschaft“ überführt wurde und über eine „Landwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft“ den Landwirten eine Kreditgarantie zur Verfügung stellte, diese Form der Bewirtschaftung aufgriff und verwirklichte.

Die Landwirtschaft und die Sozialtherapie sind wirtschaftlich voneinander unabhängig und tragen sich selbstständig.Doch findet zwischen der Sozialtherapie und der Landwirtschaft ein finanzieller Ausgleich statt. Von der Sozialtherapie wird ein fester Betrag für die Ermöglichung der Arbeitsplätze an die Landwirtschaft gezahlt, als Ausgleich für die eventuelle Mehrarbeit.

Therapeutische Selbsthilfegemeinschaft für Suchtkranke

Steckbrief

Art der Klientel: Menschen mit Suchtproblemen jeder Art

Fleckenbühl steht allen jederzeit offen. Die Gemeinschaft nimmt jeden auf, der den ehrlichen Wunsch hat, drogenfrei zu leben – sofort, ohne Bedingungen (d.h. ohne Kostenzusage, Bewerbung, Warteliste).

Form der Einrichtung: Stationäre therapeutische Selbsthilfegemeinschaft für Suchtkranke,

Lebens- und Arbeitsgemeinschaft

Träger dieses Hofes ist (seit 1994) der Verein Suchthilfe Fleckenbühl e.V.. Er wird geführt von zwei Geschäftsführern und einem Vorstand. Die Rechtsform des landwirtschaftlichen Unternehmens, wie auch der anderen Unternehmungen, ist eine gGmbH; gemeinnützige Zweckbetriebe.

Anzahl der Beschäftigten: Ca. 200 Mitglieder der Gemeinschaft

Landwirtschaft: Betriebsleiter, 2 Bereichsleiter, 3 Gehilfen, 36 Aushilfen. 

Lage: In Cölbe- Schönstadt bei Marburg in Hessen, ehemaliges Stadtgut von Kassel

Größe: Landwirtschaftlich genutzte Fläche: 251 ha  

150 ha eigen, 100 ha Pachtland // Ackerfläche: 170 ha, Dauergrünland: 80 ha, Obstbau: 1 ha, Feldgehölze: 6 ha.

Demeter- Anerkennung, Demonstrationsbetrieb Ökolandbau.

Betriebsschwerpunkte: 52 Milchkühe, 130 Mastschweine, 12 Mastrinder, 45 Milchziegen. 

300.000 Liter Kuhmilch und 15.000 Liter Ziegenmilch – Käserei (300.000 Liter werden verarbeitet, die übrige Milch geht an die Upländer Bauernmolkerei). 

Metzgerei, Back- und Futtergetreide – Bäckerei, Futterwirtschaft, Grünland, Feldgehölz und Obstbau.

Weitere Zweckbetriebe: Hofladen, Partyservice, Transport- und Umzugsunternehmen, Malerservice, Küche, Wäscherei, Verwaltung, Töpferei.


Kontakt 

Die Fleckenbühler Hof Fleckenbühl gGmbH;Geschäftsführung Hermann Schleicher,

Fleckenbühl 6, 35091 Cölbe- Schönstadt, Tel.: 06427-9221-0; Fax: 06427-9221-50

E-Mail: info[at]diefleckenbuehler.de, (Website hier)

 


Die Einrichtung

Hof Fleckenbühl wurde 1984 als therapeutische Selbsthilfegemeinschaft gegründet und zwei Jahre später als Demeter-Betrieb anerkannt. „Die Landwirtschaft ist mittlerweile ein Standbein von vielen, aber es ist unser Hauptstandbein. Nicht weil wir da viel Geld verdienen, sondern weil da die Leute nüchtern werden. Mit der Hand arbeiten. Das mitkriegen.“, so Mario Degelmann. „Ein strukturiertes Leben wieder hinzukriegen, einen Tagesablauf, der einfach, ich sag mal, für die Gesellschaft normal ist.“ 

Der betriebliche Schwerpunkt liegt auf der Milchviehhaltung. Die Landwirtschaft besteht aus Feld-, Vieh- und Holzwirtschaft. Neben der Urproduktion gibt es eine Käserei, eine Metzgerei, eine Töpferei, ein Umzugs- und Transportunternehmen sowie einen Malerservice. Der Arbeitsbereich, der in Fleckenbühl die meisten Menschen beschäftigt und sehr rentabel ist, ist nicht die Landwirtschaft, sondern das Transportunternehmen, die Spedition.

 


Die Gemeinschaft

Zwei Drittel der Süchtigen auf Fleckenbühl sind drogenabhängig, ein Drittel alkoholabhängig. Niemand wird gezwungen, in Fleckenbühl zu sein. Die vierzehntägige Testlaufphase wird „Bootcamp“ genannt, in der der Süchtige zu allen möglichen Arbeiten im Haus eingeteilt wird. In den ersten drei Monaten macht man in den einzelnen Zweckbetrieben Praktika um sich für die Zeit danach einen Bereich für seine Grundausbildung aussuchen zu können. Im ersten halben Jahr ist eine Kontaktpause mit Freunden und Verwandten vorgeschrieben zur Unterstützung der Eingewöhnung im neuen Lebensumfeld. 

Wichtige Regeln auf dem Hof sind Nichtrauchen, kein Alkohol, keine Tabletten und keine Gewalt. Dreimal wöchentlich findet für jeden das so genannte „Spiel“ statt, eine Gesprächsgruppe, in der die zwischenmenschlichen und persönlichen Erfahrungen und Probleme in aller Offenheit besprochen werden. Hier erlernt man die Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen, zuzuhören und den Mut zu haben, über sich selbst zu reden. Die ganze Suchteinrichtung ist auf Selbsthilfe aufgebaut, ganz ohne Therapeuten. Die wichtigste Aufgabe besteht in der Förderung schulischer Bildung, beruflicher Qualifikation und Ausbildung, auch ohne vorher einen regulären Schulabschluss gemacht zu haben. So wird nicht nur gearbeitet, sondern auch ausgebildet. Man kann Landwirt, Viehwirt, Gärtner, Käser, Metzger, Koch oder Bäcker werden, oder einen Verwaltungsberuf erlernen. Dadurch wird eine Perspektive geschaffen, eine neue Grundlage für das Leben danach. „Rhythmus, Beobachtungen der Natur, Pflanzen wachsen zu sehen, abends müde zu sein – das hat mich wieder in eine gute Richtung gebracht.“

Zwischen Landwirtschaft und Suchthilfe besteht eine Synergie-Beziehung. Durch die körperliche Arbeit an der frischen Luft, die Übernahme von Verantwortung für die Tiere, den geregelten Tagesablauf, lernen die Betroffenen wieder Verantwortung für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Dabei wird ökologisch produziert, verarbeitet und regional vermarktet. Das leben in der Gemeinschaft gibt wirtschaftliche, kulturelle und soziale Impulse nicht nur für einzelne, sondern auch für die Region und darüber hinaus. Auf landwirtschaftlicher Ebene wird mit anderen Demeter-Betrieben zusammen gearbeitet, doch gerade bei der Vermarktung kann noch viel aufgebaut werden. Ein Problem für die Wirtschaftlichkeit sind die vielen ungelernten Arbeitskräfte und auch, dass die Menschen nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung den Hof wieder verlassen. 

 


Finanzierung

Die Hälfte des Etats wird in den Zweckbetrieben selbst erwirtschaftet, mit dem Grundgedanken, dass jeder Süchtige für seinen Aufenthalt arbeitet. Ein Drittel der Mittel stammt aus Zuwendungen und Zuschüssen der Öffentlichen Hand. Spenden und Geldauflagen leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag. Ein Problem sind die zunehmend schwierigen Rahmenbedingungen für die biologische Landwirtschaf aber auch die der Sozialen Arbeit. Die Akquirierung ist arbeitsintensiv und es fehlt die nötige Transparenz. 

Der Wunsch für die Zukunft: „Den Spagat zwischen sucht- und hilfebedürftigen Menschen und ökonomischen Sachzwängen, dass uns der gelingt“

Sozialtherapeutische Einrichtung für Wohnungslose

Steckbrief 

Art der Klientel: Stationäre Einrichtung mit einem speziellen Eingliederungskonzept

für suchtkranke Männer und Frauen, bei denen besondere Lebensverhältnisse und soziale Schwierigkeiten im Sinne des § 67 SBG XII der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen. Ziel der Hilfe ist eine umfassende und dauerhafte soziale Wiedereingliederung oder die Erschließung vorrangiger Hilfen. Aufgenommen werden können nur Personen, die ihre Zukunft suchtmittelfrei gestalten wollen, und die bereit sind, aktiv an der Erreichung des Resozialisierungsziels mitzuarbeiten. Menschen, bei denen ausschließlich Maßnahmen der Suchtkrankenhilfe angezeigt sind oder bei denen Angebote der Suchtkrankenhilfe vorrangig angezeigt und möglich sind, können nicht aufgenommen werden.

Form der Einrichtung: Stationäre sozialtherapeutische Einrichtung 

Rechtsform: Träger dieses Hofes und der Erlacher Höhe ist

der Verein für soziale Heimstätten in Baden-Württemberg e.V. mit Sitz in Stuttgart.

Mitgliedseinrichtungen: Erlacher Höhe in Großerlach und der Dornahof in Altshausen.

Die Gesamteinrichtung ist Mitglied im Diakonischen Werk der evangelischen Kirche in Württemberg (www.diakonie-wuerttemberg.de) und im Zentralverband sozialer Heim- und Werkstätten e.V.

Anzahl der Beschäftigten: 42 Plätze; Aufenthaltsdauer: ca. 6 Monate

Betriebsleiter, zwei Landwirte, ein Arbeitserzieher, ein Auszubildender, befristete Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM-Stelle) für einen Forstwirt sowie Zivildienstleistende, 3 Praktikanten und FÖJ-ler

Lage: im Amtsbezirk des Landwirtschaftsamts Backnang

am nördlichen Rand des Rems-Murr Kreises, in der Gemeinde Großerlach in Baden- Württemberg

Größe: 185 ha Fläche (152 ha landwirtschaftliche Nutzfläche)

davon 50 ha Acker, 110 ha Grünland und 25 ha eigener Wald ; Anbauverband Demeter

Betriebsschwerpunkte: Mutterkuhhaltung (65 Tiere, zusammen mit Nachzucht,

Kälbern und Jungvieh 150 Tiere), Ackerbau (20 ha Verkaufsgetreide, davon 10 ha Winterweizen und 10 ha Dinkel, 10 ha Futtergetreide (Hafer-Gerste, Hafer-Gerste-Erbsen) und 1,5 ha Kartoffeln

Grünland & Naturschutz, 13 ha Streuobstwiesen, 

Pensionspferde- und Kleintier- Haltung, Dienstleistungen

Kontakt

Erlacher Höhe, Zentrale Verwaltung, 71577 Großerlach, Tel.: 07193-57-0

Email: Info[at]erlacher-hoehe.de (Website)

Helle Platte, Sozialtherapeutische Hilfen, Leitung: Karl-Ernst Kühner

Erlach 23, 71577 Großerlach; Tel.: 07193-57-122, Email: karl-ernst.kuehner[at]erlacher-hoehe.de

Ansprechpartner Landwirtschaft: Reiner Schumacher; Tel.: 0171-4964906, Reiner.Schumacher[at]erlacher-hoehe.de

Der Verbund "Erlanger Höhe"

Die Erlacher Höhe wurde 1891 gegründet. Heute ist sie ein überregionaler Verbund diakonischer  Einrichtungen für Menschen in sozialen Notlagen und Menschen mit seelischen Behinderungen an zehn verschiedenen Standorten. Den Abteilungen „Sozialtherapeutische Hilfen“ und „Erlacher Arbeitshilfen“ ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, der Hof Helle Platte, angegliedert. Der Betrieb ist eine stationäre Einrichtung mit einem speziellen Eingliederungskonzept für suchtkranke Frauen und Männer, bei denen besondere Lebensverhältnisse und soziale Schwierigkeiten der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft entgegenstehen. Ziel der Hilfe ist eine umfassende und dauerhafte soziale Wiedereingliederung oder die Erschließung vorrangiger Hilfen. Die Schwerpunkte der Sozialtherapie liegen in Hilfen zur Alltagsbewältigung durch Einzel- und Gruppengespräche, persönlicher Hilfe in Form von Beratung und Begleitung bei Problemlösungen und Fragen der Existenzsicherung, tagesstrukturierender Beschäftigung, Wohnraumtraining sowie Hilfen zur Freizeitgestaltung. 

Der Betrieb "Helle Platte"

Der Hof Helle Platte ist ein Demeter-Betrieb und bewirtschaftet 185 ha, v.a. als Grünland für die extensive Mutterkuhhaltung, aber auch Ackerbau, Streuobstwiesen und Holzwirtschaft gehören dazu. Die Mutterkuhherde besteht aus 150 Tieren der Rasse genetisch hornlosem Fleckvieh und dient der Fleischproduktion. In kleinem Rahmen werden Schweine gemästet und Gnadenbrotpferde gehalten. Vermarktet wird an die bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die Küche der Erlacher Höhe und ein kleiner Teil auch direkt. Der Hof engagiert sich aktiv im Naturschutz und in der Landschaftspflege und bietet dies auch als Dienstleistung, neben weiteren, an. Der Therapiehof ist bestrebt, Produktionsverfahren im Rahmen der Arbeits- und Beschäftigungstherapie aufzugreifen, die eine niedrige Betreuungsintensität zulassen, so dass möglichst viele Klienten gleichzeitig betreut und angeleitet werden können. Der relativ häufige Wechsel der Klienten stellt für die Einrichtungen eine Arbeitsbelastung dar, die, je nachdem wie sich die Klienten einleben und einbinden lassen, höher oder geringer ausfällt.

Die Klienten

Bis zu 42 Klienten leben zusammen in einer Art Dorfgemeinschaft. Sie arbeiten im Rahmen ihrer Arbeits- und Beschäftigungstherapie an vier Tagen in der Woche, maximal 16 Stunden wöchentlich. Die Aufenthaltsdauer liegt bei ungefähr sechs Monaten. Ziel der Therapie in der Landwirtschaft ist die Förderung von geregeltem Arbeitsrhythmus, einer realistischen Selbsteinschätzung der Leistungsfähigkeit, eine angemessene Konfliktlösung sowie die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins. Die körperliche Arbeit hilft, die Impulse der Sozialtherapie zu verarbeiten und anzuwenden und seinen Körper wieder zu spüren.  Der Kontakt zu den Tieren kann dazu beitragen, soziale Isolation, die durch Alkohol- und Drogenmissbrauch entsteht und in großen sozialen Ängsten gipfeln kann, aufzubrechen. Den Klienten ist es wichtig, die Hintergründe ihrer Sucht zu erkennen und neue soziale Kontakte zu knüpfen. 

Finanzierung

Der Hof finanziert sich über den Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte, die angebotenen Dienstleistungen, aber auch durch die Erträge aus den Pflegesätzen für die Klienten und öffentlichen Zuschüssen. 

„Und ich möchte nicht dem Staat auf der Tasche liegen. Ich kann ja arbeiten. Ich bin ja nicht behindert, ich bin halt Alkoholiker“

Landwirtschaft mit Menschen mit Behinderung

Steckbrief

Art der Klientel: Menschen mit Behinderungen

vom Alter der Berufsausbildung (Berufsförderung) bis zum Rentenalter; WfbM im Sinne von SGB IX Paragraph 136

Form der Einrichtung: „Hephata Hessisches Diakoniezentrum“ (Evangelische Kirche);

eingetragener Verein mit Sitz in Schwalmstadt-Treysa  und Mitglied im „Diakonischen Werk Kurhessen-Waldeck“ (HEPHATA DIAKONIE o.J. a)

Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM);

190 Mitarbeiter im Rahmen der Werkstatt für behinderte Menschen, 10 Integrationsarbeitsplätze, 40 Mitarbeiter mit anleitenden Aufgaben 

Lage: Fünf Höfe gehören zu den Hephata- Landwirtschaften:

Hofgut Richerode (außerhalb der Kleinstadt Jesberg an der B3 zwischen Kassel und Marburg nähe Fritzlar; Schwalm-Eder-Kreis) Batzenmühle in Homberg- Wernswig, Herzberghaus in Breitenbach- Oberjossa, Gut Halbersdorf in Spangenberg, Hühnerhof Leuderode (Knüll). Alle Höfe liegen im Bundesland Hessen.

Größe: Landwirtschaftliche genutzte Fläche: 248 Hektar,

davon Ackerfläche: 117 Hektar; Dauergrünland: 131 Hektar; Bioland Verband seit 1992

Betriebsschwerpunkte: Ackerbau (Getreide), Kartoffeln und Kartoffelveredelung

Tierhaltung: 28 Zuchtsauen, 320 Mastschweine, 46 Mutterkühe, 42 Mastbullen, 300 Mastgänse in Hütehaltung, 2000 Legehennen

Hofladen und Verkaufsstelle in Jesberg, Großhändler, Wochenmärkte, Eigenverbrauch

Gärtnerei: Gemüseanbau, Kräuterverpackung für „Berglandkräuter“


Kontakt

Hephata Hessisches Diakoniezentrum e.V., Hephata Diakonie (Webseite hier)

Sachsenhäuser Straße 24, 34613 Schwalmstadt-Treysa, Tel: 0 66 9118 – 0, Email: sekretariat.goebel-braun[at]hephata.com; 

Ansprechpartner Landwirtschaft: Frank Radu, Frank.Radu[at]hephata.com


Die Einrichtung

Hephata Hessisches Diakoniezentrum e.V. betreibt Einrichtungen in den Regionen Nord- und Oberhessens sowie in Thüringen. Hephata macht es sich zur Aufgabe, behinderten, sozial oder seelisch geschädigten Menschen zu helfen sowie Fachkräfte für diese Arbeitsfelder auszubilden. Im Bereich der Behindertenhilfe unterhält Hephata zahlreiche Werkstätten. Bereiche davon sind die Biologische Landwirtschaft und Verarbeitungsbetriebe, aufgeteilt auf fünf  verschiedenen Höfen, wo mehr als 200 Menschen mit Behinderung Arbeit finden. Die Mitarbeiter sind je nach ihren Fähigkeiten und Neigungen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern tätig. 


Das Hofgut

Das Hofgut Richerode ist einer der landwirtschaftlichen Betriebe von Hephata. Fast alle Mitarbeiter verfügen über eine sonderpädagogische Zusatzausbildung. Das Betreuungsverhältnis liegt etwa bei sechs Betreuten auf einen Mitarbeiter. Auf dem Hofgut arbeiten 80 geistig Behinderte, die Hälfte davon lebt in den Wohnhäusern, andere im „Betreuten Wohnen“. Es gibt vier Arbeitsbereiche: Hauswirtschaft, Kartoffelschälbetrieb, Gärtnerei sowie die Landwirtschaft mit Tierhaltung, Landbewirtschaftung und Landschaftspflege. Betreuer und Betreute haben feste Arbeitsbereiche, für die sie verantwortlich sind. Neben der Arbeit wird viel Wert auf die Bildungsmaßnahme gelegt. Dort werden verschiedene Themen bearbeitet, die den Betreuten helfen soll, selbstständiger zu werden oder die der Entspannung und kreativen Entfaltung dienen. Der Betriebsleiter des Hofgutes ist sehr bemüht, eine „runde Landwirtschaft“ zu etablieren, in der Menschen, Arbeitsumfeld und Produkte zueinander passen. „Einen Vorteil finde ich wirklich, dass die Beschäftigten da auch rein wachsen können, mit der Betriebsentwicklung.“  „Was uns auszeichnet (…) ist, dass einer zum Teil zumindest, der neu hierher kommt, sein Arbeitsfeld hier auch selber gestalten kann ...“


Finanzierung

Der größte Teil von Hephata wird durch Leistungsentgelte finanziert, d.h. über die vereinbarten Tagespflegesätze und Betreuungsgelder der zuständigen Institutionen. Problematisch ist die Kostendämpfung im Sozialbereich. Ein sehr geringer Teil besteht aus Spenden, der in Zukunft aber immer wichtiger werden wird. Das Hofgut Richerode erbringt 85 % des Einkommens aus Leistungsentgelt und 15 % aus der landwirtschaftlichen Produktion.

Soziale Landwirtschaft mit autistischen Männern

Steckbrief

Art der Klientel: Vier erwachsene Menschen mit Autismus;

schwerst- mehrfach- behindert  (z.B. taubstumm,  hysterisch, psychotisch, gehörlos u.a. Formen der Behinderungen). 

Außerdem Betreuung von einer jährlich stattfindenden Sommerfreizeit für eine Jugendgruppe der Christengemeinschaft; Anbieter des FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr); Freie Ausbildung; und Anbieter von Praktika für Waldorfschüler.

Anzahl der Beschäftigten: Schulheim mit 20 Betreuten, 40 Mitarbeiter,

Verein mit angeschlossener Schule, Hof Steinich ist Zweckbetrieb des „Haus Michael e.V.“ und die Landwirtsfamilie erhält ein regelmäßiges Gehalt.

Lage: In der Vulkaneifel nähe Mürlenbach bei Gerolstein, Rheinland Pfalz

Größe: ca. 30 ha Land (5ha Wald, 1ha Gemüse, Streuobst); 

biologisch - dynamisch seit 1996¸ Anbauverband Demeter

Betriebsschwerpunkte: Betreuung und landwirtschaftliche Arbeit als Therapie,

Gärtnerei, Tierhaltung (8 Glan-Kühe, Nachzucht und ein Bulle, (Pensionspferde), 5 Ziegen, 40 Hühner)

Lebensmittelverarbeitung (Wurst, Milchverarbeitung, Marmelade, Apfelsaft) und Direktvermarktung auf dem Bauernmarkt in Gerolstein, im Hofladen sowie Versorgung der Küche des Hauses Michael und der Kollegen.


Kontakt

Ulrike und Christian Harborth Hof Steinich, Auf'm Steinich 3, 54570 Mürlenbach;

Tel.: 06594-1347, Fax: 06594-921363; Email: Harborth.steinich[at]web.de


Die Einrichtung

Der Hof Steinich ist ein Teilbetrieb des „Haus Michael e.V.“, einer heilpädagogischen Heimstätte mit staatlich anerkannter Ergänzungsschule und therapeutischen Werkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Autismus in freier Trägerschaft, die auf der Grundlage der Anthroposophie arbeitet. 1977 wurde der Hof Steinich von Haus Michael gekauft und wird seitdem biologisch-dynamisch bewirtschaftet. 

Der Hof Steinich liegt in einer außergewöhnlichen Höhenlage in der Vulkaneifel, Rheinland Pfalz. Die Fläche ist kaum rentabel, viele benachbarte Höfe haben aufgegeben und die Wiederbewaldung und Verbuschung hat eingesetzt. Der Hof betreibt mit Hilfe der Menschen mit Autismus und ihrer ausgeprägten Handarbeit eine besondere Naturschutzleistung, die Landschaftspflege. Das „Zuwachsen“ der Kulturlandschaft, der Streuobst- und Bergwiesen wird verhindert durch Heu- und Weidenutzung mit Kühen, Pensionspferden und Ziegen sowie durch aufwändiges manuelles Entfernen. Der magere Boden mit seinen 10 - 35 Bodenpunkten besteht aus Bundsandsteinverwitterung mit Lehm, der dem Hof seinen Namen gegeben hat: Steinich. Durch regelmäßige Kompostgaben und Einarbeitung von Ernterückständen werden mitlerweile 40 verschiedene Kulturen im Garten angebaut, darunter Kohl, Möhren, Kartoffeln und Rote Bete. Dem Hof Steinich fehlen die Möglichkeiten der Flächenmäßigen Erweiterung und auch das Ackerland ist sehr begrenzt.


Die Geimeinschaft / Integration

Die vier Betreuten, die auf Hof Steinich arbeiten, wohnen im Haus Michael und werden zur Arbeit von montags bis freitags, 14 bis 18 Uhr auf Hof Steinich gebracht. Das Arbeitsspektrum geht von Gartenarbeit über die Arbeiten in Stall, Scheune und Holzschuppen bis zur Aufbereitung der Kulturen und Milchprodukte. 

Christian Harborth beschreibt die autistischen Menschen als „Pendanten, völlig starr“. Sie lebten sehr in ihrer eigenen Welt und seien emotional sehr verschlossen. „Ich muss die Brücke geben zwischen ihnen und der Welt“. Auch als Landwirt ist er ein Therapeut und muss schnell reagieren. Die Betreuten mit Pflegestufe drei haben sich von der begleitenden Arbeit immer mehr in die Selbstständigkeit entwickelt. Mit dem Umsatz aus dem Garten durch ihre Arbeit nehmen sie am Wirtschaftsleben teil. Ihre Arbeit hat auch Auswirkung auf die Region, wie etwa die Dienstleistung zum Äpfelsammeln in Streuobstwiesen und das Apfelpressen. 

Die Beschäftigung der Betreuten im Winter und an langen Regenperioden ist ein Problem. Wenn neue Arbeiten hinzu genommen werden sollten, müsste der Betreuungsschlüssel wieder herunter gesetzt werden. Wenn weitere Betreute auf dem Hof beschäftigt werden sollten, müsse eine gute Vorarbeit der Therapeuten im Haus Michael erfolgen.

Familie Harborth hat eine genaue Vorstellung davon, was soziale Integration in der Landwirtschaft sein soll, nämlich „sinnvolle Arbeit“ und nicht inszenierte Beschäftigung, denn die Betreuten bemerkten sehr wohl, dass es sinnvolle Arbeit ist und das sei ganz wichtig. Darüber hinaus ist Familie Harborth der Auffassung, dass in der Landwirtschaft, in der Nutzung der Ressourcen vor Ort, erhebliches Potential zur Beschäftigung und Gesundung liegt.


Sommerfreizeiten

Zudem findet jährlich auf dem Hof das Kinderferienlager der Christengemeinschaft Euskirchen mit ca. 40 Kindern zwischen neun und zwölf Jahren statt.


Finanzierung

Christian Harborth ist angestellter von Haus Michael. Er führt neben seinem Privatkonto auch ein Hofkonto. Die Verwendung der Überschüsse aus den Verkäufen wird mit dem Vorstand diskutiert. „Durch den Markt ist einfach Geld da. (…) Wir sind nicht unter Druck. Ich muss eigentlich gar nichts erwirtschaften, ich hatte nie die Auflage. Aber mir war das irgendwann wichtig.“

Heilpädagogische Hofschule

Steckbrief

Art der Klientel: „Integrative Schule“–

(Förderschulzweig der Rudolf Steiner Schule Lüneburg mit den Förderschwerpunkten Lernen, Emotionale und Soziale Entwicklung, Geistige Entwicklung sowie körperliche und motorische Entwicklung. Derzeit werden 38 Schüler in Doppelklassen mit jeweils maximal 12 Schülern unterrichtet, zukünftig bis zu 70 Schüler.

Form der Einrichtung: Ersatzschule in freier Trägerschaft, dauerhafte Anmietung

von Hofflächen und Schulgebäude auf dem privaten Hof der Familie Schlüter. Schulträger ist der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Lüneburg e.V. Kooperation mit Bund der Freien Waldorfschulen

Anzahl der Beschäftigten: Derzeit 9 Mitarbeiter, Pädagogen und pädagogische Mitarbeiter

(Klassen- und Fachlehrer sowie Hofschulbauer und Bäuerin) sowie ein Hausmeister und eine Schulsekretärin.

Lage: Wendisch- Evern (1800 Einwohner) in unmittelbarer

Nähe (1,5 km) zur Stadtgrenze von Lüneburg und ca. 50 km südlich von Hamburg in Niedersachsen

Größe: 70 ha Acker und 40 ha Wald, biologisch- dynamische Bewirtschaftung

Betriebsschwerpukte: Pensionsrinderhaltung, Ackerbau, Waldnutzung

Tierisches Inventar für Schul- und Therapiezwecke: 2 Pferde, Schafe, Hühner


Kontakt

Heilpädagogische Hofschule, Andrea und Jürgen Schlüter

Dorfstraße 15, 21403 Wendisch Evern

Email: info[at]schlueter-hof.de, Website hier


Entstehung

Der seit 400 Jahren von der Familie Schlüter  bewirtschaftete Hof  wurde nach einigen Jahren der Verpachtung im Jahr 2004 an Andrea und Jürgen Schlüter überschrieben. Die guten Vorraussetzungen für die Hofschule (Hoferbe, Schuldenfreiheit und somit die Möglichkeit, die Anfangsfinanzierung privat zu leisten,  Nähe zur Walddorfschule, Unterstützung der Umgebung) machten den Traum einer eigenen Hofschule wahr. Im Unterschied zum Konzept der Schulbauernhöfe soll das Konzept Landwirtschaft in den Lehrplan der Hofschule fest und dauerhaft eingebunden sein.

„Wir wollen eine Schule sein, wo es ums Tun geht, wo die Kinder die Welt erfahren durch ihr eigenes Tun, wo sie die Ärmel hochkrempeln und sagen: „Ich bin der Bauer". Und das größte Lob ist immer wieder, wenn sie vor den Ferien fragen: „Herr Schlüter, können wir morgen auch kommen?" (Jürgen Schlüter) 

Nach vielen baulichen Änderungen und Organisationsarbeit beginnt der Schulstart im September 2007 mit 9 Schulkindern. Drei Jahre später unterrichtet die Hofschule fast 40 Kinder von der ersten bis zur siebten Klasse. Derzeit entscheiden 9 Mitarbeiter (Pädagogen sowie das Landwirtspaar), Eltern und Freunde der Schule gemeinsam über die konzeptionelle Gestaltung des Hofes und des Unterrichtes.


Konzept

Die Hofschule ist offen für eine breite Klientel mit unterschiedlichem Förderbedarf. Es gibt vier Förderbereiche. „Geistige Entwicklung“, „Motorische und Körperliche Entwicklung“, „Emotionale und Soziale Entwicklung“, sowie „Lernen“.  Welche Abschlüsse an der Hofschule künftig gemacht werden können, muss konzeptionell noch entschieden werden.

Die Hofschule richtet sich nach dem Epochen- Lehrplan der Waldorfpädagogik. Französisch-Englisch-und Religionsunterricht und viele andere Fächer findet an "richtigen Schulbänken und Tafeln" statt. Das Verhältnis von Zeit im Klassenzimmer und Zeit außerhalb der Gebäude schätzt JÜRGEN SCHLÜTER auf 1:5. In den Lehrplan ist jeweils die „Hofstunde“ integriert.

Die Schüler kommen morgens teilweise aus dem bis zu 60 km entferntem Umland auf den Hof und erhalten klassenweise den theoretischen Unterricht sowie die erwähnte "Hofstunde". Die „Hofstunde“ beinhaltet Arbeiten rund um die Tierhaltung und Pflanzenproduktion, wie z.B. Weidezaun kontrollieren, Tiere misten und füttern, biologisch-dynamische Präparate-Arbeit, Kartoffelernte, Getreide reinigen. Was getan wird, richtet sich nach Notwendigkeit, Jahreszeit und Klassenstufe. Die Dauer der „Hofstunde“ kann flexibel gehandhabt werden.

Auch nimmt die Planung und Durchführung zukünftiger Projekte viel Zeit und Arbeit in Anspruch, wie zum Beispiel die Entstehung eines größeren Schulgartens oder Bauarbeiten an neuen Gebäuden. Besonders wichtig wird von den Mitarbeitern auch das Feiern bestimmter Jahresfeste (z.B. Johanni) empfunden, die zur Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden und den Kindern Sicherheit und Halt geben sollen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen endet der Schultag, da das gewünschte Ganztagskonzept mit den vorhandenen Lehrkräften und den finanziellen Mitteln bislang nicht umgesetzt werden kann.


Finanzierung

Der Trägerverein (Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik Lüneburg e.V.), stellt die Lehrer an,mietet die Schulräume und verantwortet das Schulkonzept während die Lehrer, die ein eigenes Kollegium bilden, den Hofschuletat selber verwalten.

Das erste Jahr wurde finanziert aus Zuschüssen der Software-AG-Stiftung, Darlehen und den Elternbeiträgen, ab dem 2. Jahr trägt das Land Niedersachsen ca. 80 % des Schuletats. Diese fließen in den Trägerverein, der sie wiederum zu gleichen Teilen für die Unkosten der Hofschule verwendet.

Camphill Dorfgemeinschaft in Thüringen

Steckbrief

Art der Klientel: Erwachsene Menschen mit Behinderungen

Häusliche Wohngemeinschaften mit sieben bis acht zu betreuenden Menschen in familienähnlichen Strukturen; Finanzierung über Pflegesätze des Sozialhilfeträgers (Landschaftsverband) nach SGB IX

Form der Einrichtung: Anthroposophische Lebensgemeinschaft,

der Camphill- Bewegung angeschlossen, Heilpädagogische Einrichtung für erwachsene Menschen mit Behinderungen,

Verein Markus- Gemeinschaft e.V., Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM)

Anzahl der Beschäftigten: In der Gemeinschaft leben heute 36 und arbeiten ca. 100 -150

Menschen.

Lage: Die Markusgemeinschaft liegt im südlichen Kyffhäusergebiet

in Hauteroda bei Heldrungen mit der Kreisstadt Artern im Norden Thüringens.

Größe: 80 ha biologisch- dynamische Landwirtschaft (12 ha Wald) 

4 ha Gärtnerei als Werkstattbereich für Menschen mit Behinderungen, Landschaftspflegebereich und Streuobstpflege

Weitere Werkstätten: Saisonale Apfelsaftpresse, Hofladen, Bäckerei, Molkerei, Landschaftspflege, Gästebetrieb, Möbeltischlerei, Produktverarbeitung (Marmelade, Tee); Großküche mit 500 Essen/Tag, eigener Fuhrbetrieb

Betriebsschwerpunkte: Milchviehhaltung, Ackerbau, Grünland, Imkerei

Gärtnerei: breites Sortiment, u.a. Salat, Kohlrabi, Zwiebeln, Kräuter

Vermarktung an Naturkost Erfurt


Kontakt 

Geschäftsführung: Andreas Emmerich, Hauptstr. 1, 06577 Hauteroda

Telefon: 034673 7369-14, Fax: 034673 7369-29

E-Mail: a.emmerich[at]gutshof-hauteroda.de, (Website hier)


Die Gemeinschaft

Die Markusgemeinschaft Hauteroda wurde in den 70er Jahren im Dorf Hauteroda, im Norden Thüringens gegründet. Seit 1993 ist sie eine Camphill-Gemeinschaft, in der 36 Menschen leben und ca. 100-150 Menschen arbeiten. In den häuslichen Gemeinschaften leben sieben bis acht zu betreuende Menschen mit der Familie zusammen oder in familienähnlichen Strukturen. Wichtig ist, „den Menschen wieder Mensch“ werden zu lassen und zwar nicht nur bezüglich der betreuten Menschen, sondern auch anderer bedürftiger Menschen. 

So setzt sich die Gemeinschaft auch für Langzeitarbeitslose ein, die durch ihre Tätigkeit in der Gemeinschaft wieder Selbstbewusstsein aufbauen können und durch ihre Tätigkeit eine neue Selbstbestätigung erfahren. 

Eine Schwierigkeit ist, dass Arbeit mit Menschen mit Behinderung nur nach Effizienzkriterien zu beurteilen ist, dass eine Gewinnerzielung aber insgesamt nicht ein primäres Ziel ist, sondern vielmehr der qualitative Mehrwert zählt. Daher ist für die Markusgemeinschaft der Austausch mit den elf weiteren Camphill-Gemeinschaften in Deutschland und ähnlichen Hofgemeinschaften sehr wichtig. 


Die Einrichtung

Mittlerweile gehören zur Markusgemeinschaft 80 ha Land, das biologisch-dynamisch bewirtschaftet wird, sowie Veredelungswerkstätten. Zu den Werkstätten für Menschen mit Behinderung gehört u.a. die Gärterei, Imkerei, das Catering, die Herberge und Thüringens einzige Biomolkerei. Produziert wird für den Eigenbedarf, aber auch zur Vermarktung an den Einzel- und Großhandel. Die Landwirtschaft hat in der Markusgemeinschaft einen hohen Stellenwert, sie ist „das zentrale Element, das Herz im Grunde genommen“. Sie  engagiert sich zudem in vielen verschiedenen Projekten. Ein besonderes Projekt ist die Mikrofinanzierung für das Dorf Hauterode und ganz Thüringen, womit die Entwicklung der Region unterstützt werden soll. 


Finanzierung

Die Unterbringung der Menschen mit Behinderung wird durch die Pflegesätze des Sozialhilfeträgers bzw. Landschaftsverbandes getragen. Ein weiterer Teil der Finanzierung sind Spenden. Der landwirtschaftliche Bereich muss sich über die Vermarktung eigener Produkte finanzieren.

Sozialtherapeutische Höfegemeinschaft für Menschen mit geistiger Behinderung

Steckbrief

Art der Klientel: Menschen mit Hilfebedarf

aufgrund geistiger Behinderung oder psychischer Erkrankung vom Eintritt in das Erwachsenenalter bis zum Lebensende

Form der Einrichtung: Anthroposophische Lebens- und Arbeitsgemeinschaft

auf landwirtschaftlicher Grundlage, Hofgemeinschaft

Anzahl der Beschäftigten: Ca. 120 Menschen;

68 Betreuungsplätze und 50 MitarbeiterInnenplätze auf vier Hofstellen

Lage: Schleswig-Holstein nahe Neumünster

Größe / Anbauverband: 200 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche,

davon gut 15 ha Gemüsebau, Demeterbetrieb

Betriebsschwerpunkte: Ackerbau, Gärtnerei und Tierhaltung:

Dexter-Mutterkuhhaltung, Hinterwälder-Mutterkuhhaltung und Milchvieh, Zucht und Mast von Angler-Sattelschweinen, Geflügelhaltung, Kräuteranbau und -verarbeitung, Naturschutz und Landschaftspflege, Bauabteilung, Tischlerei, Bäckerei, Fleischerei, Direktvermarktung, Hofcafé


Kontakt

Siedlung Hardebek

Hauptstraße 32-34

24 616 Hardebek 

Tel. 04324/882790

hardebek[at]t-online.de, Website


Der landwirtschaftliche Betrieb

Rund 12 ha um die Hofstellen werden jährlich mit zahlreichen Gemüsesorten in Freilandkultur bebaut. Neben der Jungpflanzenanzucht gedeihen in den Gewächshäusern in jedem Jahr zahlreiche Gemüsearten. Die Kräuter aus dem Kräutergarten werden auf dem Hof getrocknet und zu Tees und Kräutersalz weiterverarbeitet. Zusätzlich werden 5,5 ha Streuobst und Beerenobst gepflegt und beerntet. Insgesamt ca. 30 Menschen, sowohl Menschen mit Hilfebedarf als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, kümmern sich um die Kulturen und führen die nötigen Arbeiten aus. 91 ha Grünland stehen der Hofgemeinschaft als Futter- und Weideflächen für die Versorgung der Tiere zur Verfügung. Für einen Teil der Flächen (ca. 50 ha) gelten Naturschutzauflagen. Zur Pflege der Flächen und Fleischversorgung der Gemeinschaft werden Dexterrinder gezüchtet. Derzeit umfasst die Herde ca. 100 Tiere in Mutterkuhhaltung, die zum Teil ganzjährig auf den Flächen stehen. Als zweite Rasse sind ebenfalls Tiere der aus dem Schwarzwald stammenden Rasse der 'Hinterwäldler' zu finden. Neben der Zucht und Mast von rund 60 Angler-Sattelschweinen werden jährlich 250 Hühner, Enten und Gänse auf den Höfen gemästet. Hinzu kommen verschiedene Verarbeitungszweige (Bäckerei, Metzgerei) sowie Vermarktungsformen (Hofläden und Hofcafé). 


Die Gemeinschaft

Den Anregungen Rudolf Steiners im Landwirtschaftlichen Kurs folgend versucht die Gemeinschaft eine `möglichst in sich geschlossene landwirtschaftliche Individualität` zu schaffen, in denen es Menschen ermöglicht werden soll, sowohl im ökologischen als auch im soziokulturellen Bereich schlüssige Lebenszusammenhänge zu erfahren und durch feste Strukturen in einem geschützten Lebensumfeld einen Platz in der Gemeinschaft zu finden. Derzeit ist die Hofgemeinschaft Lebens- und Arbeitsort für rund 120 Menschen. Dabei leben 68 jugendliche und erwachsene Menschen mit Hilfebedarf auf den drei Hofstellen und in der Tischlerei `Weider Werkstätten` gemeinsam mit ca. 50 MitarbeiterInnen, welche überwiegend Fachkräfte aus den Bereichen der Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Handwerk und Verwaltung sind. 

Innerhalb der Gemeinschaft gliedern sich die Aufgaben in vier große Arbeitsbereiche: die Landwirtschaft, die Hauswirtschaft, die Abpackgruppe und die Baugruppe. In jedem dieser Bereiche arbeiten ausgebildete Fachkräfte zusammen mit betreuten Menschen sowie Auszubildenden, Praktikantinnen und Praktikanten. Die Menschen mit Hilfebedarf und ein Großteil der MitarbeiterInnen leben und arbeiten gemeinsam auf den Höfen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner werden gemäß ihren Fähigkeiten und Neigungen, die sich in verschiedenen Praktika zeigen können, in die Arbeitsbereiche eingeteilt. 


Finanzierung

Träger der Gemeinschaft ist die „Gemeinnützige Landbauforschungsgesellschaft Weide-Hardebek mbH“, mit der Rechtsform einer gemeinnützigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Im Arbeitsbereich ist die Hofgemeinschaft Weide- Hardebek eine sonstige Beschäftigungsstätte. Die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft ist in Schleswig-Holstein ein eigener Einrichtungstyp, sie sind im Vergleich zu Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) kleinere Gemeinschaften, die keine Mindestanzahl von Menschen mit Behinderung aufnehmen müssen. Es besteht eine Leistungsvereinbarung mit dem überörtlichen Träger der Sozialhilfe, dem Kreis Segeberg. Darin sind Inhalte, Umfang und Qualität der Leistungen enthalten, die die Einrichtung für die Menschen mit Behinderung erbringt. Das Entgelt, welches durch die Sozialhilfeträger für das Leisten der Eingliederungshilfe an die Einrichtung fließt, ermöglicht es, die Mitarbeiter  zu entlohnen. Ebenfalls sind neben den Löhnen einige geringe Investitionskosten im landwirtschaftlichen Bereich im Entgelt enthalten; alle weiteren in der Landwirtschaft anfallenden Kosten müssen aus dem laufenden Betrieb erwirtschaftet werden. Die Landwirtschaft ist sozusagen ein Zweckbetrieb der Landbauforschungsgesellschaft und stellt die Grundlage für alle Arbeitsbereiche der Sozialarbeit zur Verfügung. 


Die FAMIT-Ausbildung

Eine besondere Herausforderung stellt sich an die begleitenden BetriebsleiterInnen und MitarbeiterInnen der Höfegemeinschaft, welche zumeist qualifizierte Fachkräfte in ihren Bereichen sind. Es werden zusätzlich soziale und sozialtherapeutische Kompetenzen nötig, um die Menschen mit Hilfebedarf im (Arbeits-)alltag zu begleiten und bestmöglich zu integrieren. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte 1998 die Gemeinnützige Landbaufor-schungsgesellschaft Weide-Hardebek mbH in Zusammenarbeit mit der Sozialakademie Wuppertal das Angebot einer berufsbegleitenden, sozialtherapeutischen Zusatzqualifikation zur Fachkraft für Milieubildung und Teilhabe – FAMIT. Die Zusatzqualifikation gründet auf den Gedanken der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie und richtet sich an Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung oder 5-jähriger Berufserfahrung in diesem Arbeitsfeld, die als MitarbeiterInnen in einer Lebens- und Arbeitsge-meinschaft oder in einer vergleichbaren Einrichtung tätig sind. Sie sollen in die Lage versetzt werden Menschen mit Unterstützungsbedarf in ihrer Teilhabe am gemeinschaftlichen Lebens- und Arbeitsprozess zu begleiten und zu fördern. 

Rundbrief

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