Operationelle Gruppe Soziale Landwirtschaft traf sich auf dem Wallnussbetrieb Lochwald-Riednuss

Ein Bericht von Sophia Hesse und Thomas van Elsen

Das 6. Treffen der Operationellen Gruppe (OG) fand am 30. Juli 2019 auf dem Walnussbetrieb Lochwald-Riednuss in Biebesheim statt.

Frank Flasche und Christina Straub sind studierte Förster und vertreiben über ihre Lochwald-Riednuss GbR in Biebesheim am Rhein unweit der Grenze zu Rheinland-Pfalz ca. 45 Bio-Walnussbäume und verschiedene Sorten Bio- Walnüsse. Sie bauen also nicht nur Walnussbäume selbst an, sondern betreiben auch eine Baumschule mit entsprechender Walnussbaumveredlung, bei der die amerikanische Schwarznuss (Juglans nigra) als Unterlage dient. Da die Erfolgsrate bei der Veredelung von Walnussbäumen gravierend geringer ist als die bei Obstbäumen, sind die Kosten für solch einen Baum höher. Allgemein könnte die Bedeutung vom Walnussbaumanbau in Deutschland steigen, da diese Bäume durch ihre dicke Cuticula trockenheitsresistent sind. Auf dem Betrieb und auf einer weiteren Fläche in der angrenzenden Pfalz werden 45 Walnusssorten (35 für Hausgärten und 10 Ertragssorten) angebaut.

Bis vor kurzem wurde ein geflüchteter Mann aus Syrien auf dem Betrieb beschäftigt. Er wurde ihnen über die Flüchtlingshilfe in Frankfurt vermittelt. Nach dem Probearbeiten stellten sie ihn erst als Minijobber und später als normal sozialversicherungspflichten Beschäftigten an. Da das Pendeln zwischen Frankfurt und Biebesheim keine glückliche Lösung war und im Ort kein Zimmer zu bekommen war, zog der junge Mann bei Frank Flasche und seiner Frau ein. So lernte er nicht nur deutsch, sondern hatte auch Familienanschluss und bekam unbedingt notwendige Unterstützung bei den verschiedenen Behördengängen, was letztendlich sogar den Familiennachzug aus Syrien möglich machte. Für den Betrieb ergab sich als Mehrwert, durch das soziale Engagement einen vollwertigen, selbständigen Mitarbeiter zu bekommen, der auch im Ort voll akzeptiert und wertschätzt, jedoch den Betrieb vor Kurzem verlassen hat, um in einen besser bezahlten Job zu wechseln, da Frank Flasche nur den Tariflohn in der Landwirtschaft zahlen kann. Inzwischen hat auch die Beschäftigung nichts mehr Soziales, da der Beschäftigte nicht mehr auf Hilfe im Alltag angewiesen ist. Das Projekt Flüchtlingsintegration ist somit erstmal für die beiden abgeschlossen. Nun stellt sich die Frage, wie es in der Zukunft weiter gehen soll. Durch die OG hatte Frank Flasche die Möglichkeit, die Vielfalt der Sozialen Landwirtschaft kennen zu lernen.

Im Mittelpunkt des Treffens stand der Ergebnis- und Erfahrungsaustausch der bis dato stattgefundenen Beratungsgespräche bei Frank Flasche, Richard Fett, Hans Trumpfheller und Christine Haberlach. Anknüpfend an die Beratungsgespräche sollen an den konkreten Problemstellungen der an der OG beteiligten Höfe Beratungs- und Problemlösungsstrategien für die landwirtschaftlichen Betriebe entwickelt werden. Immer steht dabei die Frage im Vordergrund, welche Mehrwerte für die landwirtschaftliche Erzeugung mit sozialen Aktivitäten verbunden sind: hier liegt der Schwerpunkt des Hessischen EIP-Projekts.

Bei der Lochwald-Riednuss GbR stellt sich die Frage, welche Zielgruppe und welcher entsprechende Träger in der Zukunft in Frage kommen, nach der erfolgreichen Integration des geflüchteten Menschen. Richard Fett, der lernschwache Jugendliche auf seinem Hof integriert, ist auf der Suche nach einer langfristigen Kooperation mit einem Träger. Die Suche stellt sich jedoch als schwierig heraus. Hans Trumpfheller ist auf der Suche nach einer neuen Kooperation mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM), nachdem die erste gescheitert ist. Christine Haberlach steht noch ganz am Anfang, die Soziale Landwirtschaft auf ihrem Betrieb zu etablieren. Für sie kommen Menschen mit Behinderungen oder geflüchtete Frauen und Kinder in Frage.

Im Projekt ist ein Ziel, eine Beratung für Soziale Landwirtschaft durch das Team Erwerbskombinationen des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) zu etablieren. Das Team von Sigrun Krauch möchte künftig neben den bisherigen Aufgaben die Einrichtung Sozialer Landwirtschaft als Beratungsinhalt aufnehmen. Das Arbeitspaket im EIP-Projekt dient somit auch der Sammlung von Erfahrungen und dem Kompetenzerwerb in diesem Arbeitsfeld. Lena Franke, Studentin der Ökologischen Landwirtschaft in Witzenhausen, wird zu dieser Thematik ihre Bachelorarbeit verfassen.

Ein weiterer Fokus des Treffens lag auf der Diskussion der Erstellung eines Kurskonzeptes für einen Einsteigerkurs zur Betriebskonzeptentwicklung Sozialer Landwirtschaft diesen Herbst und der Planung der 2. Witzenhäuser Konferenz vom 5. bis zum 7. November als Fortsetzung der erfolgreichen Tagung im November 2018.

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